Ist der Wirtschaftsboom zu Ende?
Der aktuelle Aufschwung läuft ungewöhnlich lang- nun bereits 9 Jahre. Nun trüben sich die Aussichten ein. Was bedeutet das für Wirtschaft und Arbeitnehmer?
Es ist nicht die Frage, ob ein Abschwung kommen wird. Er kommt nämlich so sicher wie es einen Wirtschaftskreislauf gibt. Die Frage ist: Wann kommt er?
Naturgemäß tun sich Ökonomen und Wirtschaftsforscher schwer, den tatsächlichen Zeitpunkt vorherzusagen, an dem die Entwicklung kippt - und der Boom zum Abschwung wird. Allerdings sind sie sich momentan in einem Punkt einig: Es kann nicht mehr lange dauern.
Immer mehr Konjunkturprognosen hatten schon in den vergangenen Monaten gewarnt, dass die Wirtschaft nicht ewig auf dem jetzigen Niveau weiterlaufen könne. Schließlich "dauert der Aufschwung in Deutschland bereits ungewöhnlich lange an", stellten auch die Forscher des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) gerade in ihrem Herbstgutachten fest.
Noch laufe die hiesige Wirtschaft zwar auf Hochtouren, sagt das IfW, "allerdings mehren sich die Anzeichen dafür, dass sich die Hochkonjunktur in Deutschland ihrem Ende entgegen neigt".
Monatlich beurteilen 9.000 Firmen ihre Geschäftslage für den Ifo-Konjunturindex, diesmal fiel der Lageindex auf den niedrigsten Stand seit März 2017. "Die weltweiten Unsicherheiten bremsen die deutsche Wirtschaft aus", kommentierte ifo-Chef Clemens Fuest die Ergebnisse.
Allmählich gingen von den internationalen Märkten kaum noch Wachstumssignale aus, sagen auch die IfW-Forscher. Es gebe "kaum noch Impulse durch eine Vertiefung der internationalen Arbeitsteilung", vor allem auch wegen der anhaltenden Handelsstreitigkeiten und Schutzzolldebatten, die US-Präsident Donald Trump begonnen hat.
Der schwelende Brexit und der Konfrontationskurs Italiens mit der EU tun hierzulande ein Übriges. Sie bewirken eher ein Abwarten als ein "Weiter so" und treffen letztlich viele Volkswirtschaften.
Momentan bangt vor allem China um sein Wachstum, das wohl unter den US-Zöllen und weltweiten Sanktionen leidet.
Die Schwellenländer werden zwar weiter wachsen, lautet die einhellige Prognose, doch künftig schwächer als bisher.
Die entwickelten Volkswirtschaften dagegen gerieten nun langsam an ihre Grenzen, warnt inzwischen selbst der Internationale Währungsfonds (IWF). Bei seiner Jahrestagung sagte IWF-Chefin Christine Lagarde, es gebe Anzeichen für ein gebremstes Wachstum in der Eurozone.
Die USA legten nur noch deshalb weiter stark zu, weil der US-Präsident die Wirtschaft mit prozyklischer Politik und Steuersenkungen befeuere. Der IWF jedenfalls geht davon aus, dass das globale Wachstum demnächst weniger groß ausfallen wird als bisher angenommen.
Er reduzierte seine Vorhersage von 3,9 Prozent auf 3,7 Prozent fürs laufende und kommende Jahr. Das deutsche Wachstum wird seiner Ansicht nach rund 1,9 Prozent betragen, damit stutzte er seine früheren Prognosen um 0,6 Prozentpunkte zusammen.
Deutsche Unternehmen könnten offene Stellen nicht mehr wie gewünscht besetzen, stellt Konjunkturforscherin Sophia Krietenbrink vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) fest. Sie spricht vom "Risiko Fachkräftemangel", der beginne, den weiteren Aufschwung hierzulande abzuwürgen.
Jedes vierte Unternehmen klagt über Schwierigkeiten, genügend Mitarbeiter zu finden, belegen auch IW-Umfragen. Auch das zeigt, dass der Markt heißgelaufen ist.
Aber auch das ist schon mal gelogen. Denn so lange deutsche Unternehmen Bewerbern im Alter über 40-50-60 Jahre willkürlich und diskriminierend absagt, besteht dieser Fachkräftemangel in der Realität nicht. Und wir brauchen in Deutschland auch keine jüngeren ausländischen Fachkräfte, nur um die über 50-jährigen auszubooten.
Nur eines steigt dann wieder: die Arbeitslosigkeit. Im letzten Abschwung 2009 war sie rund drei Prozentpunkte höher als jetzt, damals waren 1,2 Millionen mehr Menschen ohne Job. Heute ist diese Zahl erheblich höher, aber durch fingierte Statistiken sind wir trotzdem derzeit bei niedrigen 4,9% Arbeitslosigkeit.
Das neure Deutschland wird dann genau so wie die DDR an ihren fingierten Zahlen ersticken.
Institut für Weltwirtschaft (IWF): Kieler Konjunktur-Berichte