DIE NÄCHSTE ERHÖHUNG DER KURABGABE STEHT AN
Eine digitale Gästekarte, unbegrenzte Nutzung des Nahverkehrs und kostenfreie Toiletten: Wie die Tourismuszentrale Rostock und Warnemünde ankündigt, soll das für Rostock-Urlauber nicht mehr nur Zukunftsmusik sein. Mit der Neufassung der Kurabgabesatzung, die mit einer weiteren Erhöhung der Gebühr einhergeht, soll die touristische Attraktivität Rostocks und seiner Seebäder massiv gestärkt werden.
Mit der Kurtaxe werden Leistungen wie Strandbewirtschaftung und Wasserrettung in den Ostseebädern, aber auch ganzjährige Veranstaltungsangebote, Umweltmanagement, touristische Infrastruktur und Services im gesamten Stadtgebiet finanziert. Die Verleihung des Prädikates „Tourismusort“ an Rostock im vergangenen Jahr machte es der Kommune möglich, die Gelder nicht nur in den Seebädern Markgrafenheide, Hohe Düne, Warnemünde und Diedrichshagen zu erheben, sondern im gesamten Stadtgebiet. „Die Innenstadt mit dem Stadthafen, der Warnow, der Altstadt und den zahlreichen Erlebnismöglichkeiten hat einen hohen touristischen Wert, dem damit Rechnung getragen werden kann“, weiß Tourismusdirektor Matthias Fromm. Im Gegensatz zu einer Bettensteuer würden diese Einnahmen zweckgebunden verwendet.
Eine erste Maßnahme sei die Einführung einer digitalen Gästekarte, die bereits vor Reiseantritt zu Hause digital abrufen werden kann und zahlreiche Vorteile/ Vergünstigungen bieten soll. Zudem soll künftig die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs im gesamten Verkehrsverbund Warnow (VVW) inkludiert sein. Ausgenommen seien lediglich die Nutzung der Mecklenburgischen Bäderbahn Molli und der Warnow-Fähren. „Den Besuchern der Region möchten wir einen vereinfachten Zugang zu umweltfreundlichen und attraktiven Mobilitätsangeboten bieten, die so auch den Tourismusort Rostock stärken“, sagt Stefan Wiedmer, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Warnow. Auch die Nutzung der öffentlichen, von der Stadt betriebenen, Toiletten soll sowohl für Gäste wie Einheimische kostenfrei werden. „Das war ein langer Weg und wir hoffen, dass wir ihn nun endlich zu Ende gehen können“, sagt Fromm.
Bleiben noch die Kosten: Während die digitale Gästekarte, die darin enthaltenen Leistungen und die kostenlose WC-Nutzung durch die Ausweitung des Kurabgabegebietes mit gleichbleibenden 2,25 Euro pro Gast und Nacht refinanziert werden, wird für das Nahverkehrsangebot ein Anteil von 1,45 Euro berücksichtigt. Die Gesamtkurabgabe würde sich damit auf 3,70 Euro belaufen. Zur Erinnerung: Erst in 2021 wurde die Kurtaxe in Warnemünde, Diedrichshagen, Hohe Düne und Markgrafenheide auf 2,25 Euro pro Person und Nacht ganzjährig angehoben (DWM berichtete). Die Kalkulation sei im Angesicht der Angebote vergleichbarer Orte gegenübergestellt worden, heißt es dazu aus der Tourismuszentrale. „Sowohl die Höhe der Abgabe als auch die enthaltenden Leistungen schätzen wir als zeitgemäß ein. Es gibt direkten Mehrwert für unsere touristischen Gäste und auch die Einwohner in ganz Rostock“, so Fromm.
Noch im März soll die Bürgerschaft über die Beschlussvorlage abstimmen. Sollte dabei positiv beschieden werden, können die neuen Bedingungen bereits im Juni 2023 gelten.
In der Rostocker Tourismusbranche wird die Neufassung bereits diskutiert. „Der Tourismus in Rostock würde mit der neuen Verordnung einen enormen finanziellen Schub bekommen. Doch dieser muss vor allem in Zeiten, in denen die Gäste sehr preissensibel sind, auch in den Angeboten und der Infrastruktur spürbar werden“, sagt Frank Martens, Vorsitzender des Tourismusvereins Rostock und Warnemünde. Die Integration des ÖPNV sei im Sinne der Nachhaltigkeit wichtig und richtig, „wird aber in Anbetracht der gängigen Anreiseformen und Entwicklung anderer attraktiver ÖPNV-Angebote nicht für jeden Gast relevant sein. Kostenfreie Toiletten sind für den Standort ein notwendiges, aber längst überfälliges touristisches Angebot.“ Sollte die neue Kurabgabesatzung beschlossen werden, sei für den Branchenvertreter Transparenz über die Verwendung der Mehreinnahmen eine wichtige Voraussetzung. „Die Notwendigkeit des ÖPNV-Anteils sollte sukzessive überprüft und weitere zeitgemäße Vorteile erarbeitet werden. Nur so ließen sich die zusätzlichen Finanzmittel rechtfertigen.“