Auszug aus einer Veröffentlichung "Wir standen mit an der Wiege der Volksmarine" bei der Schiffahrtsgeschichtlichen Gesellschaft Ostsee eV.:
Stationierung von 2 KS-Booten in Saßnitz
Die lustige Seite der Sache war, daß wir im militärischen Teil des Saßnitzer Hafens neben einer Minenräum-Flottille der Baltischen Rotbanner-Flotte lagen. Deren Dienstplan richtete sich nach der in Leningrad herrschenden Zeit. Dort war also nach unserer Zeit bereits morgens 04.00 Uhr wecken. Wenn man Posten Oberdeck hatte, konnte man dann beobachten, wie ein Großteil der sowjetischen Matrosen sich beim Frühsport "verpissten" und in einer stillen Ecke des Hafengeländes des Fischkombinates, das sich an den militärischen Teil anschloß, erst einmal einen Lungentorpedo inhalierte. Es dauerte nicht lange, daß das viele unserer Besatzungsmitglieder nachmachten und wenn der Polit-Offizier dann Beschwerde darüber führte, gesagte wurde, das wir nur seine Forderung, uns die "ruhmreiche Baltische Rotbanner-Flotte" als Vorbild zu nehmen, erfüllten.
Das war schon ein lustiges Völkchen diese sowjetischen Matrosen, sie waren aber auch bedauernswert, denn Landgang bekamen bei ihnen nur die Offiziere. So konnte man an schönen Abenden beobachten, daß einer mit dem Akkordeon auf die Pier kam und zu spielen anfing und es dauerte gar nicht lange und schon war die schönste Männerparty mit Tanz im Gange. Auffallend für uns war auch, daß sie unheimlich viele Tiere an Bord hatten. Außer Hunden, Katzen und Papageien waren auch viele Rhesusaffen vertreten.
In Erinnerungt sind mir auch noch die Kinoabende. Die Seepolizei nutze eine alte Netzhalle des Fischkombinates für Filmveranstaltungen. Dazu wurden auch die "Freunde" eingeladen. Da sie kaum Abwechslung hatten, erschienen sie in Massen und brachten auch ihre Tiere mit. Da sie zu überwiegenden Teil die deutsche Sprache nicht beherrschten, war dann ein mächtiges Geschnatter in der Halle, so daß man vom Film wenig mitbekam, denn auch die Papageien und Affen, die auf den Schultern ihrer Herrchen saßen und die Hunde gaben ihren Senf noch dazu. Da war es schon besser, wenn ein sowjetischer Film mit deutschen Untertiteln lief.