Feuermeldestellen

#1 von Katrin , 10.04.2017 12:43

Wieder eine Besondertheit aus Ostdeutschland:
Im ländlichen Raum der DDR begegnete uns in jedem Dorf das Schild "Feuermeldestelle " Rote Schrift mit rotem Rahmen auf weißem Grund.
Wie der Name sagt, dort konnte ein Feuer gemeldet werden. Wer hatte Kontakt mit solchen Meldestellen. ?

 
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RE: Feuermeldestellen

#2 von Joachim , 10.04.2017 12:53

In den Feuermeldestellen lief in der Regel der örtliche Notruf 112 auf. Extra Apparat an Wand- nur für ankommende Anrufe.
Sowas wie heute mit zentraler Leitstelle war noch nicht.
Das Routen der 112 von der örtlichen OVST zur Kreisstadt war damals technisch noch nicht möglich.
Zum Apparat der 112 erhielten die Feuermeldestellen noch einen weiteren Anschluß um die städtische Feuerwehr informieren zu können. Daher war die Bereitschaft eines Bürgers zum Betrieb einer Feuermeldestelle auch immer willkommener Ansatz auch einen Telefonanschluß privat nutzen zu können.
Denn die 2 Anschlüsse gehörten der Feuerwehr.
Eigentlich waren Feuermeldestellen bei Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr eingerichtet.
Der Betreiber einer Feuermeldestelle war dann bei Eingang eines Notrufes auch verpflichtet zur Alarmierung der Freiwilligen Feuerwehr per Sirene.
Oder falls Stromausfall war, musste mit 2-Klang-Signaltute per Fahrrad durchs Dorf gefahren werden.
Im Sommer war das dann auch immer mit Arbeit verbunden. Die Anzahl der Meldungen war groß, ebensp wie der Missbrauch der 112 durch Jugendliche.
Feuermeldestellen waren rund um die Uhr zu besetzen. Wurde daher nur dort eingerichtet, wo tagsüber auch Personen daheim waren bis hin zu Oma und Opa. ;)

Als weitere Feuermeldestellen waren die Wohnungen der Wehrleiter, das Gemeindeamt und das Polizeirevier festgelegt. Diese Gebäude waren mit einem Schild „Feuermeldestelle“ gekennzeichnet.
Wohnhaus meines Onkel war damals so eine Feuermeldestelle.

 
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RE: Feuermeldestellen

#3 von Gerald , 10.04.2017 12:55

Genau. Für den Fall eines Stromausfall und damit keine Nutzung Sirene waren diese Feuermeldestellen mit Mehrtonfanfaren ausgestattet. Damit musste dann eine Person der Feuermeldestelle durchs Dorf eilen ( zu Fuß oder er Rad) und kräftig trötend die Freiwillige Feuerwehr alarmieren.

Bei den bequemen Menschen heutzutage kaum noch machbar.

 
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RE: Feuermeldestellen

#4 von Maik , 10.04.2017 12:57

Interessant dabei: Erst ab 1925 waren elektrisch betriebene Sirenen in Betrieb. Oft auch fernbetrieben von den Feuermeldestellen per 12V Steuerleitung die als Freileitung aus 2 Kupferdrähten quer durch den Ort verlief.

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RE: Feuermeldestellen

#5 von Horschte , 10.04.2017 13:00

Stimmt. Neu organisiert durch die Braune Zeit.
Erst mit dem „Neuaufbau des Feuerlöschwesens“ im Jahre 1936, hier wurde die (Freiwillige ) Feuerwehr der Ortspolizei unterstellt, wurden einheitliche Sirenentöne zur Warnung der Bevölkerung eingeführt. In dieser Zeit wurde auch das Netz der öffentlichen Sirenen unter dem Gesichtspunkt des „Luftschutzes“ erweitert und ausgebaut. Es gab eine zentrale Alarmierungsmöglichkeit über die Polizei. Auch viele Betriebe und Unternehmen schafften sich Sirenen für die Warnung oder Alarmierung ihrer Beschäftigten an. Teilweise wurde auch Arbeitsbeginn und –ende damit kundgetan.

Nach dem Krieg gingen die Sirenen per 6. Juni 1945 zur Alarmierung der Feuerwehr wieder in Betrieb.

Damals war noch Alarmierungston: 3 min Dauerton. Oft jaulte die Sirene aber länger. Weil vergessen wieder abzustellen. Wie das vergessen werden konnte :

Damals kamen auch die Sirenenproben zur Anwendung.
Anfänglich wurden die Sirenen noch sonnabends 13:00 Uhr erprobt. Jedoch aufgrund von Beschwerden der Bevölkerung wurde diese Probe auf mittwochs 15:00 Uhr verlegt (in der gesamten DDR). Bei diesen Proben liefen die Sirenen immer 10 Sekunden.
Nur die NVA machte ihre Alarmtrötungstests weiterhin sonnabends 13 Uhr.

 
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RE: Feuermeldestellen

#6 von Tom , 10.04.2017 13:03

Ich sehr ihr habt Freude an der Feuermeldestelle.
Mit der Zunahme des kalten Krieges und dem Aufbau der Zivilverteidigung in der DDR wurde das Sirenenetz wieder erweitert und ausgebaut. So gab es ab Anfang 1970 wieder mehr Sirenen. Jedoch stand unverändert derFeuerwehr nur die Sirene auf dem Dachder Schule oder des Spritzenhauses zur Verfügung. Diese Sirenen wurden nun über eine gesonderte Standleitung (Postleitungen) angesteuert und nur von zentraler Stelle (BDVP- Zivilverteidigung) ausgelöst. Die Leitstelle der Feuerwehr hatte auf diese Sirenen keinen Zugriff.
Die örtlichen Feuerwehren erhielten Ende der 1970ziger Jahre vom Rat des Kreises Sirenenansteuergeräte, welche den neuen Feueralarmton zur Nutzung brachten. Mit 3 mal 15 Sekunden Dauerton und 5 Sekunden Unterbrechung wurde ab sofort die Feuerwehr alarmiert. Dieser Ton hat sich bis zum heutigen Tag durchgesetzt.

Anfang der 1970iger Jahre wurde auch bei fast jeder Feuerwehr die Funkalarmierung mit sogenannten „Funkalarmempfängern“ eingeführt. Die vom VEB RFT hergestellten Geräte waren anfänglich noch etwas klobig und unhandlich im Vergleich zu heute. Für die Mitnahme außerhalb der Wohnung stand eine Lederhülle in Größe einer Brottasche zur Verfügung. Jedoch war die Leistung des eingebauten Akkus nicht von großer Dauer und die Geräte mussten wieder ans Netz. Vorteilhaft aber war, dass die Alarmierung mittels Sprachdurchsage erfolgte. D.h., durch den Disponenten der Feuerwehrleitstelle wurde das Ereignis, dessen Ort und weitere mögliche Angaben durchgesagt.

Mit der Wende gingen alles Sirenen in das Eigentum des jeweiligen Landes über. Diese hatten dafür keine direkte Verwendung ( je nach Herkunft der Westberater) und verkauften die Sirenen an eine Firma aus den alten Bundesländern (Fa. Hörmann). Ein Verkauf an die einzelnen Gemeinden wäre der richtige Weg gewesen. Diese Firma schloss nun mit den einzelnen Gemeinden befristete Nutzungsverträge ab. Sollte es nicht zum Vertragsabschluss kommen, wurde der Abbau der Sirene angedroht bzw. durchgeführt.
Eine Aufstellung der Sirenenstandorte der Fa. Hörmann habe ich noch.
Parallel wurden die Sendefrequenzen für die RFT Funkalarmempfänger durch die Bundespost gesperrt. Somit schloss sich der Kreis, wir waren wieder auf die Sirenenalarmierung angewiesen und die Gemeinde musste (es gab kaum andere Alternativen) diese Nutzungsverträge abschließen.

Mit Ausbau des neuen Sende- und Empfangsnetzt für die Feuerwehren wurden erneut Funkalarmempfänger beschafft, diese hießen jetzt „Pager“. Sie hatten auch keine Sprachdurchsage und noch keinen Anzeigetext, machten aber einen Höllenlärm. Die Beschaffung erfolgte anfänglich durch das Landratsamt und war nur in geringer Stückzahl.

Die vorhandene Sirene musste also weiterhin genutzt werden. Im Rahmen einer zentralen Beschaffungsmaßnahme durch das Landratsamt wurden erst 1993 alle noch bestehenden Sirenen mit einem „Fernwirkempfänger“ ausgestattet. Diese Fernwirkempfänger ließen eine Auslösung der Sirenen durch die Feuerwehr- und Rettungsleistelle zu. Diese Fernwirkempfänger sind heute noch aktive und zwischenzeitlich die einzige Möglichkeit, die Sirenen auszulösen.

Ab dem Jahr (1993) konnte auch durch die Gemeinden neue Funkmeldeempfänger der neusten Generation beschafft werden.

Damit waren und sind die Sirenen nur noch eine Not- bzw. Zusatzalarmierung für unsere Freiwillige Feuerwehr.

Insgesamt brachte die Deutsche Einheit einn riesen Rückschritt in Sachen Alarmierung/Warnung durch Sirenen.

Mit der Eingemeindung vieler Orte zu Städten oder Ämtern wurde durch das Brandschutzamt festgelegt, dass die Sirenen nicht mehr erforderlich sind. Es wurden die bestehenden Wartungsverträge vorzeitig gekündigt und keine Wartung bzw. Instandsetzung durchgeführt.
Zwischenzeitlich schweigt man zu dieser Problematik, da die so gut funktionierende „Pageralarmierung“ doch nicht so sicher ist.

Nach dem katastrophalen Hochwasser 2002 in Sachsen, Brandenburg ...... wurden wieder Sirenen und Sirenensignale eingeführt und angeordnet. Viele Gemeinden , besonders die hochwassergefährdeten Gemeinden, haben Fördermittel genutzt und das Sirenenetz wieder aus- bzw. aufgebaut.
Aber Städte wie die Stadt Leipzig haben hiervon Abstand genommen. Die dort sitzenden Verantwortlichen sind nun in der Regel jungsche Leute ohne Kenntnisse der Materie oder die verbliebenen Westimporte.

Wie es in naher Zukunft aussehen wird, ist fraglich. Für das „kleine“ Geschäft brauchen wir keine Sirene, sollte es zu größeren oder katastrophenähnlichen Einsätzen kommen, wäre diese Alarmierung weiterhin angebracht. Jedoch ist dies immer von einem funktionsfähigen Stromversorgungsnetz (220 V) abhängig.

Mit der Umstellung des BOS – Funknetzes bei der Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst auf ein digitales Funknetz in naher Zukunft wird die Ansteuerung der Fernwirkempfänger der Sirenen nicht mehr möglich sein.

Somit werden diese wohl für immer schweigen – oder?
Feuermeldestellen.... ich glaube gibts seit 3. Otober 1990 nicht mehr.

 
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RE: Feuermeldestellen

#7 von Karsten , 10.04.2017 13:04

So viele Feuerwehr-Interessenten. Von Kindesbeinen an faszinieren die roten Autos der Wehren und es hört im Alter offenbar nicht auf.

 
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