Atomwaffen in der DDR....

#1 von Ludwig , 21.06.2016 22:28

Auf Flugplatz Finsterwalde ( Quelle: Lausitzer Rundschau)

Nach erstmals erschlossenen russischen Quellen lagerten mindestens 200 Kernbomben der Größenklasse fünf bis 50 Kilotonnen allein auf dem Boden der DDR.» Das berichtet die Zeitschrift "Fliegerrevue".
Wie viele Waffen genau auf dem Militär-Flugplatz Finsterwalde lagerten, konnte nicht recherchiert werden. Es steht lediglich geschrieben, dass das dortige 559. sowjetische Jagdbombenflieger-Regiment «gehärtete» Sonderwaffenlager «GRANIT» zur Aufnahme von jeweils bis zu 40 Atombomben gestellt bekam. In Finsterwalde waren zu dieser Zeit Jagdbomber Suchoj Su-7 Jagdbomber stationiert, die technisch dazu in der Lage waren, Nuklearwaffen einzusetzen. Später wurden auch Jagdbomber des Typs MiG-23 und MiG-27 dort eingesetzt. In den 80er Jahren sei die Lagerkapazität in Finsterwalde dann bis auf 80 Atomsprengköpfe gestiegen.
In dem im vergangenen Herbst erschienenen Buch «Rote Plätze» von Stefan Büttner steht geschrieben, dass dieses geheime Atomwaffenlager am Südrand des Flugplatzes Finsterwalde lag und die unauffällige Bezeichnung «2952. Reparatur-Technische Basis» trug.
Das war eine Tarnbezeichnung innerhalb des militärischen Sprachgebrauchs und sollte über die tatsächlichen Aufgabe hinweg täuschen.
Die Angehörigen der um dieses Lager stationierten Einheiten wurden die «Taubstummen» genannt. Sie waren direkt höchsten Entscheidungsgremien in Moskau unterstellt und durften über ihre Tätigkeit nicht sprechen.
Noch ein weiteres Indiz spricht nach Recherchen der Zeitschrift «FLiEGERREVUE eXtra» dafür, dass im Ernstfall Düsenjets mit Atomwaffen an Bord von Finsterwalde aus Richtung Westen gestartet wären. Denn in Finsterwalde sowie auf dem Nachbarflugplatz Großenhain seien entsprechende Einsätze trainiert worden. So berichten Augenzeugen in der Fliegerrevue: «Am 7. Oktober flogen in Finsterwalde stationierte Fitter (NATO-Bezeichnung der Su-7) mindestens vier LABS-Übungsangriffe (Anflüge auf niedriger Höhe). Die Flugzeuge überflogen den Flugplatz in zirka 650 Meter, gingen dann in einen senkrechten Steigflug bis auf 1200 Meter, drehten für einige Sekunden in Rückenlage, um danach in Normallage weiterzudrehen und in Richtung Westen davon weiterzufliegen.»
Diese als «Schleuderwurf» bekannte Flugbewegung wird an späterer Stelle im Heft als typisch für Atomwaffenangriffe beschrieben. Die Bomben wurden abgeworfen, sobald sich das Flugzeug in einem 45-Grad-Winkel im Steigflug befand, wodurch die Bombe erst nach oben geschleudert wurde und dann wieder nach unten fiel.
Das Schleuderverfahren gewährleistete dem Piloten eine gewisse Sicherheit beim Zielanflug und steigerte seine Überlebenschance nach dem Abwurf der brisanten Waffenlast, bedingt durch die relativ lange Fallzeit der Bombe» , steht in der Fliegerrevue geschrieben. Auch Falkenberg ist im Text erwähnt. Dort waren MiG-29 stationiert. Gleichzeitig habe es dort ebenfalls ein Sonderwaffenlager gegeben

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#2 von Ole , 21.06.2016 22:32

Na da fangen wir doch gleich mal im JaBoG 33 in Büchel an......

http://www.bits.de/public/stichwort/buechel.htm

 
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RE: Atomwaffen in der DDR....

#3 von Frank1 , 21.06.2016 22:33

@Frank schrieb:
du schreibst missverständlich. Wir hatten zu sowas Übungsbomben. Dies war zu damaligen Zeiten nicht unbedingt so klar (es wurde das 'Übung' bei Bombe gern verschwiegen). Man kann dies auch dem hier schon zitierten Buch 'Die DDR und die Kernwaffen ...' H.Nielsen 1998 entnehmen.

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RE: Atomwaffen in der DDR....

#4 von Jo , 21.06.2016 22:35

Frank- wir sind einfache arbeitsame Leute und kenne solch Buch nicht. außer das Du dazu bereits zum 2. Mal etwas geschrieben hast.
Nielsen- war das nicht jene Person der die NVA-Manöverberichte gelesen hatte und meint nun daraus anderen die Welt erklären zu können ?

 
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RE: Atomwaffen in der DDR....

#5 von Frank1 , 21.06.2016 22:37

@Frank schrieb:

Zitat von Jo
@Frank- wir sind einfache arbeitsame Leute und kenne solch Buch nicht.

Wie soll ich denn das verstehen ;) Ich nehme mir halt viel Zeit für Foren. So langsam in den Ruhestand überleiten und auch noch mal was anderes tun als immer nur programmieren.

Zitat
Nielsen- war das nicht jene Person der die NVA-Manöverberichte gelesen hatte und meint nun daraus anderen die Welt erklären zu können ?

Das mit dem Erklären haben andere gemacht und das Buch da mit dazubenutzt. Nielsen hat u.a. mit etlichen ehem. NVA-Offz. dazu gesprochen und die haben ihm ihre (bzw. bekannt existierende) Dokumente angedingt. Das waren naturgemäß im Wesentlichen alles Übungsdokumente (stellte sich dann in der Diskussion heraus). Daher auch die Übungsbomben darin.

Das Buch ist ein Klassiker geworden und im Prinzip nicht mehr erhältlich. Das Buch-Projekt wurde 1987(!) gestartet und kam etwas schleppend voran. Dann kam der Mauerfall und es wurde was. Abschreiben kann man es auch nicht so recht, es hat gut 235 Seiten. Ich ziehe es als Begründung bei solchen Fragen immer ganz gern heran, es wird ja oft nach Belegen gefragt. Dort wird i.d.R. genau das Dokument benannt oder tw. Veröffentlicht, aus dem das Wissen stammt. Auch ist der Quellennachweis excellent.

Bis so 1984 hieß es für die beteiligten Armeen auch noch 'Angriffsoperationen'.
Ab 1985 dann nach geänderter Militärdoktrin 'Verteidigungsoperationen'. Auch waren die zugrundeliegenden Handlungsschemata und die Handlungsräume (eben) andere. Dieser Schnitt in der Doktrin hatte Einfluß auf die Planungen und sollte m.E. hier in der Diskussion mit berücksichtigt werden.

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RE: Atomwaffen in der DDR....

#6 von Gregor , 21.06.2016 22:38

Zitat
Frank hat geschrieben:
Bis so 1984 hieß es für die beteiligten Armeen auch noch 'Angriffsoperationen'.



In den Militärdoktrin vor 1985 steht nichts von Angriffsoperationen.
In den Planungen ( Übungslagen) vor 1985 ging den Angriffsoperationen immer eine Verteidigungsoperation voraus. Jede Manöverplanung ( ich hoffe Du hast solche Papiere lesen können im Original ) gingen stets von NATO Angriff aus- der Angriff war zum stehen zu bringen ( Verteidigung)- der Gegner war dann zurück zu drängen und in einer Angriffsoperation auf dessen eigenem Territorium zu vernichten.
Es gab keinen von vorherein vorgesehenen Erstschlag der VSK.

Nach 1985 fiel lediglich weg, daß Vernichten des Gegners auf dessen Territorium. Der Gegner war nur noch in einer Verteidigungsoperation hinter die Staatsgrenze zurück zu drängen.

Warum solltest Du dann maulig reagieren ?

 
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RE: Atomwaffen in der DDR....

#7 von Frank1 , 21.06.2016 22:39

@Frank schrieb:
Ich sehe mich durch dich in meiner Meinung unterstützt bzgl. meiner Reaktion .

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RE: Atomwaffen in der DDR....

#8 von Horschte , 21.06.2016 22:40

Genau das ist der Punkt, den die Bundeswehr nun oft unterschlägt. Sie sei der Friedensbringer und bewahrer der Freiheit.
Im Prinzip wird die NVA doch gleichgesetzt mit dem Plakat von 19??- auf dem der Russe blutrünstig mit dem Messer im Mund dargestellt wird.
Um so wichtiger ist doch das Aufstehen ehemaliger NVA Angehöriger mit Publikationen wie Web und Print, um die NVA real darzustellen.

 
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RE: Atomwaffen in der DDR....

#9 von Frank1 , 21.06.2016 22:41

@Frank schrieb:
Eigentlich ist das hier die falsche Stelle, aber wo es aufmachen ? Kann ja umgesetzt werden.

Vor Kurzem erschien das Buch "Raketentruppen der NVA-Landstreitkräfte - Geheimhaltungsgrad aufgehoben". Dazu ist jetzt eine Rezension von Martin Kunze aufgetaucht. MK gilt als Insider mit Quellenwissen. Daraus ein Zitat »

Zitat
Die Streitkräfte der ehemaligen DDR verfügten über ein ansehnliches Arsenal konventionell einsetzbarer Waffen. Weder die Artilleriegeschütze entsprechender Kaliber noch die vorhandenen Jagdbomber des Typs MIG-23 BN oder SU-22 M4 der NVA aber waren für den Einsatz von Granaten oder Bomben mit nuklearen Ladungen vorbereitet, deren Bedienungen und Besatzungen nicht dazu ausgebildet. Auch das Küstenraketenregiment der Volksmarine war nicht für solche Einsätze ausgelegt. Kernwaffeneinsatzmittel der DDR und ihrer NVA waren einzig und allein die 68 in zwei Raketenbrigaden und 11 Raketenabteilungen bereitstehenden Startrampen operativ-taktischer und taktischer Bestimmung der Landstreitkräfte (LaSK) mit maximaler Reichweite ...

Wie ist das zu verstehen, einzuordnen ? Auch hier im Forum wurde über Entsprechendes bei den LSK/LV an unterschiedlichen Stellen berichtet.

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RE: Atomwaffen in der DDR....

#10 von Satan , 21.06.2016 22:43

@fliegerrevue schrieb:
Die hervorgehobene Formulierung fiel mir auch auf. Auch das explizit Küstenraketen erwähnt werden. Deren Erwähnung stellt darauf ab das zwar technisch für den Kernwaffeneinsatz geeignete Waffensysteme betrieben (explizit SOPKA und ggf. RUBESh zählt mit dazu) wurden aber seinem Kenntnisstand zufolge keine Trainung erfolgte. Die Aufzählung ist aber unvollständig um die Nichtnennung von Jagdflugzeugen MiG-21 (mind. Version M) und MiG-23 (mind. Version MF) sowie Hubschrauber Mi-14. Natürlich waren ausgewählte Besatzungen aller aufgezählten Flugzeugtypen dazu ausgebildet Fliegerbomben mit nuklearen Ladungen einzusetzen. Hr. Kunze ist in dieser Angelegenheit unzureichend informiert. Von der Volksmarine und deren Mi-14 weiß man in dieser Angelegenheit nichts. Das gleiche gilt für entsprechende Artilleriegeschütze.
Warum also diese Hervorhebung der Absolut-Rolle der Raketentruppen hinsichtlich Kernwaffeneinsatz? In der Vergangenheit drängte ich mehr als einmal die Verantwortlichen dazu - oder ich legte es ihnen an's Herz - das ruhig mal herauszustellen mit den Kernwaffeneinsatzmitteln der Raketentruppen. Hr. Kunze tat es nun offensichtlich und vergaß hierbei wohl die anderen ....

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RE: Atomwaffen in der DDR....

#11 von Frank1 , 21.06.2016 22:45

@Frank schrieb:
Sehr angenehm dieser Hinweis mit den MiG-21 hier .

Ich habe nur zur Erinnerung für uns und nur in zwei Seiten dazu das oben schon mehrfach zitierte Buch von H.Nielsen angefügt. Man beachte auch den Veröffentlichungszeitpunkt gegenüber den jetzigen Informationen.

Angefügte Bilder:
Sie haben nicht die nötigen Rechte, um die angehängten Bilder zu sehen
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RE: Atomwaffen in der DDR....

#12 von Satan , 21.06.2016 22:46

@fliegerevue schrieb:

Zitat von Frank
Ich habe nur zur Erinnerung für uns und nur in zwei Seiten dazu das oben schon mehrfach zitierte Buch von H.Nielsen angefügt. Man beachte auch den Veröffentlichungszeitpunkt gegenüber den jetzigen Informationen.



Ohje, Nielsen hatte ich jetzt noch garnicht mal auf dem Schirm, weil wohl schon sehr alt und mittlerweile immer mehr in Vergessenheit geraten. Gerade deswegen umso mehr verwunderlich die inhaltliche Aussagen im Detail die Rezension betreffend...

Und da die MiG-21 angesprochen wurde, in der Fliegerrevue Extra Nummmer 27 erschien innerhalb des umfänglichen Beitrages "MiG-21 im Einsatz: UdSSR und GUS" von Holger Müller ein zweiseitiges Kapitel das ich hier mal auszugsweise zitiere: http://www.fliegerrevue.de/9518.0.html

Zitat
Die MiG-21 als Kernwaffenträger
...
Mit der Verfügbarkeit sowjetischer taktischer Atombomben mit einer Masse von unter einer Tonne ab Anfang der 1960er-Jahre wurde auch die Option, die MiG-21 als Träger für diese Waffen einzusetzen, ins Auge gefasst. Bereits einer der MiG-21-Prototypen wurde unter der Bezeichnung Je-6N – das N steht für Nositel (Träger) – als Kernwaffenträger getestet.
Die notwendige und nur im Bedarfsfalle zu installierende Zusatzausrüstung für den Einsatz von Kernwaffen umfaßt ein Bedienteil zur Befestigung am oberen Rahmen der Frontscheibe, ein Steuerteil zur Montage auf der rechten Oberseite der vorderen Instrumententafel sowie den Spezialträger BDS-66-21N, der statt des normalen Zusatzbehälter (ZB)-Stiels
unter dem Rumpf des Flugzeugs montiert wird. Die Verkabelung zwischen den einzelnen Komponenten ist bei den vorgerüsteten Flugzeugen standardmäßig vorhanden. Dabei ist der BDS-66-21N nur etwa halb so hoch wie der ZB-Stiel, um die erforderliche Rollfreiheit mit angehängter Kernbombe sicherzustellen. Dennoch bleibt es fraglich, ob ein Start
in dieser Konfiguration von unbefestigten Flugbetriebsflächen möglich ist. Das Bombenschloß des Spezialträgers ragt konstruktionsbedingt nach oben über diesen hinaus. Eine entsprechende Öffnung im Flugzeugrumpf – üblicherweise durch ein Verkleidungsblech abgedeckt – nimmt das Bombenschloß auf. Das Vorhandensein einer solchen Öffnung darf als sicheres Kriterium für die prinzipielle Kernwaffentauglichkeit der jeweiligen MiG-21- Version gelten. Der Träger selbst verfügt über drei Paare Bombenstützen und ist an der Unterseite entsprechend der Form der Kernbombe gewölbt, um weitere Bodenfreiheit zu zuschaffen. Die Verkabelung beinhaltet einen speziellen Stecker zur Versorgung der Systeme der Spezialbombe. Die Hermetisierung dieses Steckers sollte das Eindringen von Schmutz und Feuchtigkeit in die Polkontakte
verhindern und damit technischen Zuverlässigkeit der Verbindung erhöhen. Mittels der genannten Komponenten war der Einsatz einer taktischen Atombombe mit einer Masse von ca. 450 kg und einer Sprengkraft von fünf bis 20 kT TNT-Äquivalent möglich. Vorrausetzung dafür war allerdings die Fernschärfung der Kernwaffe durch ein codiertes Funksignal, das nur von dazu befugten Stäben ausgelöst werden konnte. Ohne diese Fernschärfung konnte der Flugzeugführer die Waffe nur ungeschärft im Notabwurf auslösen. Von den bei den WWS eingesetzten MiG-21 verfügten die Versionen S (OKB-MiG-Bezeichung Je-7N), SM, SMT und bis über eine Kernwaffenfähigkeit. Typisches Einsatzverfahren war dabei der sogenannte Schleuderwurf, bei dem aus dem Tiefflug heraus in verschiedenen Steigwinkeln die Bombe ausgelöst wurde und diese einer ballistischen Kurve folgend im Ziel einschlug. Das Verfahren gewährleistete somit eine gewisse Überlebenswahrscheinlichkeit
der Besatzung. Da die MiG-21 nicht über Systeme zur automatisierten Durchführung dieses Manövers verfügt, musste der gesamte Abwurfvorgang durch den Flugzeugführer in der erforderlichen Präzision durchgeführt und entsprechend trainiert werden. Mit kernwaffenfähigen MiG-21 wurden dabei sowohl Jagdflieger- als auch Jagdbombenfliegereinheiten ausgerüstet, und beide übten die entsprechenden Einsatzverfahren. In den Jagdbombenfliegerregimentern ersetzte die MiG-21 zumeist den provisorischen Jagdbomber MiG-17, der keine Kernbomben mitführen konnte. Als die Produktionseinstellung der wenig leistungsfähigen und unzuverlässigen Su-7 bereits abzusehen war, entstand mit der MiG-21SMT eine spezielle Jagdbombervariante, die die Auffüllung der Regimenter bis zur Verfügbarkeit der neuen Jagdbombertypen Su-17 und MiG-27 sicherstellte. In der ersten Hälfte der 1970er-Jahre waren etwa ein Drittel aller Jagdbombenfliegereinheiten mit MiG-21 ausgerüstet, während die anderen zwei Drittel Su-7 nutzten. Der Bestand eines mit MiG-21 ausgerüsteten Fliegerregiments der ersten strategischen Staffel betrug durchschnittlich 48 Einsitzer, wovon wiederum eine Staffel für den Kernwaffeneinsatz vorgesehen und ausgebildet war. Aus der späteren Phase des Einsatzes der MiG-21 in der nuklearen Trägerrolle ist bekannt, dass Flugzeuge dieser Staffeln – personell vorwiegend mit Piloten der 1. Leistungsklasse besetzt – permanent mit Spezialträgern BDS-66-21N ausgerüstet waren und so am regulären Flugdienst teilnahmen. Ein weiteres sicheres Indiz für den auch tatsächlich geplanten Einsatz der MiG-21 als taktischer Nuklearträger sind die entsprechenden Lagerbunker auf diversen MiG-21-Basen, z. B. Chojna in Polen, Milovice in der CSSR, Kiskunlacháza in Ungarn (siehe eXtra 22). Darüber hinaus liefern die Beobachtungen der US-amerikanischen Militärverbindungsmission (US MLM) in Deutschland Hinweise auf die nukleare Doppelrolle der mit MiG-21 ausgerüsteten Jagd- und Jagdbombenfliegerregimenter der sowjetischen Frontfliegerkräfte. So heißt es im Jahresbericht 1973 der US MLM: "Die Jagdbomberregimenter setzten die intensive Nutzung der Luft-Boden-Schießplätze … fort. Ihre Aktivitäten beinhalteten … auch simulierte nukleare Bombenabwürfe. Die Abfangjägereinheiten führten ein intensives Training mit ihren FISHBED durch, um ihre Fähigkeiten in der Erfüllung der Doppelrolle aus Luft-Boden-Einsätzen und Luftverteidigung zu verbessern. FISHBEDs wurden dabei beobachtet, wie sie LABS-artige Manöver (Low Altitude Bombing System, Anm. der Autoren: Im englischen Sprachraum Sammelbegriff für Einsatzverfahren, die typisch für Abwurf von Kernwaffen sind.) über ihren Heimatstützpunkten flogen …".
Schließlich sind die Autoren im Verlaufe ihrer Recherchen im näheren und weiteren Umkreis auf zahlreiche Sachzeugen der Kernwaffenära im Kalten Krieg gestoßen, die die nukleare Rolle der MiG-21 und ihrer Nachfolgemuster belegen.
...
Holger Müller /
Stefan Büttner



Damit nicht genug, in diesen Jahr folgt im Motorbuch-Verlag ein Buch über die MiG-21, darin wird auch wieder deren nukleare Einsatzrolle erwähnt werden wohl umfänglich:
http://www.motorbuch-versand.de/product_...346_MiG-21.html

Übrigens, mind. ein Pilot einer MiG-21 der NVA kann anhand seines Flugbuches die oben beschriebenen speziellen Flugmanöver beweisen aus seiner Dienszeit. Er äußerte sich dazu vor einigen Jahren im Flugzeugforum, das die Besatzungen nicht ausgebildet waren kann man nun wirklich nicht behaupten. Selbst spezielle Lehrgänge für das JG-9 wurden in der SU durchgeführt.

Gibt aber noch mehr Literatur: http://www.lehmanns.de/shop/sachbuch-rat...ugzeuge-der-ddr
Das ist eine drei- bzw. vierbändige Buchreihe und hat auch schon wieder ein paar Jahre auf den Buckel. Darin findet sich umfänglich der Schleuderwurf anhand einer MiG-23BN illustriert, auf Zeitzeugenaussagen aus Drewitz basierend (Flugtaktische Übung als persönliche Aufzeichnungen).

Also im Vergleich zu den Raketentruppen werden die Einsatzfähigkeiten der LSK deutlich unterschätzt. Hoffentlich sind das nicht nur Teilstreitkraft-Reibereien, die richtige Formulierung fehlt mir hierfür jetzt.

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RE: Atomwaffen in der DDR....

#13 von Frank1 , 21.06.2016 22:48

@Frank schrieb:
es geht hier nicht um Querelen oder so einen Mist. Es geht darum, daß man sich sehr schnell ins aus manövrieren kann, wenn man nicht reagiert. In dem Fall MK. Wir schätzen ihn ja. Wenn du Direktkontakt zu ihm hast, mache ihn einmal auf die Situation aufmerksam - wenn er einsichtig ist, reagiert & relativiert er irgendwie.

@Bongo58 hat da m.E. nämlich mit seinem Vergleich ganz gut Recht » irgendwann fingen (auch wegen Altersstarrsinns) alle diese Dinge an und dann war es mal zu spät, wie bei JK.

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RE: Atomwaffen in der DDR....

#14 von Satan , 21.06.2016 22:49

@fliegerrevue schrieb:

Zitat von Frank
Wenn du Direktkontakt zu ihm hast, mache ihn einmal auf die Situation aufmerksam - wenn er einsichtig ist, reagiert & relativiert er irgendwie..

Ich kenne betreffende Person nicht. Ein Admin im NVA-Forum hat ja eine Mail von ihm erhalten und wunschgemäß gepostet. Zumindest dort hat noch niemand darauf reagiert vergleichbar zu obigen Postings.

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RE: Atomwaffen in der DDR....

#15 von Frank1 , 21.06.2016 22:50

@Frank schrieb:
das ist alles so völlig in die richtige Richtung. Das haben die noch nie begriffen, alle nicht. Wie auch ? Man darf auch nicht vergessen » und es wurde ihnen so eingebleut. Ihr seit die Einzigsten, ihr seit die Auserwählten, die Sperrspitze (oder sonstwas) ...

Alle anderen, die da diskutieren sind natürlich von den RT inkl. Nelson. Nelson könnte wahrscheinlich heute noch eine Rakete blind zusammensetzen. Ihn und einige andere kenne ich persönlich. Irgendwie schlimm.

PS: und intern regen sie sich über ihr eigenes Buch auf

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