Auf Rügen wurden 2 Gebäude des Schalenbetonbaumeisters Ulrich Müther gerettet
Ein Musikpavillon und ein Rettungsturm im Ufo-Look.
Zwei Bauwerke des Schalenbetonbaumeisters Ulrich Müther (1934-2007) sind auf seiner Heimatinsel Rügen vor dem Verfall bewahrt worden.
Müthers Bauten seinen ein Beleg dafür, dass auch in der DDR anmutig, grazil und verspielt gebaut wurde.
Die Wüstenrot-Stiftung stellte daher für die Sanierung der Gebäude 700.000,- Euro bereit.
Denn die Bauten waren durch die salzhaltige Luft, Wind und bauphysikalische Probleme in den vergangenen Jahrzehnten stark in Mitleidenschaft gezogen worden.
Der weiße Rettungsturm der Binzer Strandwache mit seinen abgerundeten Kanten wurde 1981/82 erbaut. Dieser Rettungsturm galt als Experimentalbau. Die beiden Betonhalbschalen sind an der dünnsten Stelle nur 3cm stark. Da der Rettungsturm ohne Dämmung der Betonschale erbaut wurde, kondensierte von Beginn an im Inneren die Feuchtigkeit. Es entstand Schimmel mit der Folge, dass Holzeinbauten und Oberflächenbeschichtungen zerstört wurden. Eine Lüftungsanlage und dünne Heizfolien an den Betonschalen sorgen nun künstlich für ein gesundes Raumklima.
Der Rettungsturm dient künftig der Kommune als Standesamt.
Der futuristisch anmutende Musikpavillon in Sassnitz in den Jahren 1986-1988.
Beide Bauten sind sogenannte Hyparschalen - dünne Betonkonstruktionen, die große Spannweiten erlauben. Diese Konstruktionen waren extrem arbeitsaufwenig, aber auch sehr extrem materialsparend gewesen.
Der in Binz geborene Bau-Ing. Müther setzte der Nüchternheit des DDR-Betonplattenbaus kühn geschwungene Entwürfe entgegen. Seine gekrümmten Schalenbauwerke erlangten internationale Beachtung. Müthers Konstruktionen verkörpern eine bedingungslose Moderne, mit der sich der Staat gern repräsentiert sah.
Seine Bauten stehen (oder standen) auch in Libyen, Jordanien und Kuba oder wurden wie das Planetarium in Wolfsburg noch vor dem Fall der Mauer in der BRD errichtet.
Weltweit entstanden 74 Müthers-Bauten. Die Hochschule Wismar beherbergt das Müthers-Archiv und daher können alle Planungen und Vorgänge historisch nachvollzogen werden. Von diesen 74 Bauten sind inzwischen rund 30 Bauten abgerissen- darunter das bekannte "Ahornblatt" in Berlin im Jahre 2000.