US-Botschaft in Armenien
Auf Platz zwei der größten US-Botschaften rangiert die US-Botschaft in Armenien (!). Die Bevölkerung der Republik liegt bei weniger als drei Millionen (Platz 136 in der Welt), sie hat eine Fläche von 29.743 Quadratkilometern (Rang 138 in der Welt). In Realität leben in Armenien derzeit rund zwei Millionen Menschen. Nach Angaben der armenischen Medien sind im Lande 2000 US-Diplomaten tätig. Nach anderen Quellen sogar 2500 Diplomaten, also jeweils einer für 1200 Staatsbürger des Aufenthaltslandes. Zum Vergleich: In Russland lag die Zahl der US-Diplomaten bis zur jüngsten Ausweisung bei 455. Noch ein Vergleich: Die Zahl der Mitarbeiter der russischen Botschaft in Armenien belief sich vor der „Samtenen Revolution“ im Frühjahr 2018 auf rund 60.
Nach der Gesamtzahl der Mitarbeiter bleibt die US-Botschaft in Armenien zwar deutlich zurück hinter der im Irak (einschließlich Vertragsmitarbeiter), doch nach der Zahl der Mitarbeiter mit diplomatischen Pässen kann sie wohl Platz eins beanspruchen.
Die US-Botschaft in Armenien, die nahe des Jerewan-Sees liegt, erstreckt sich auf einer Fläche von neun Hektar. Die Amerikaner kauften dieses Grundstück bei der Regierung Armeniens für nur fünf Millionen Dollar.
Die feierliche Eröffnung der neuen Botschaft fand am 6. Mai 2005 statt. Auf dem Botschaftsgelände stehen Gebäude mit einer Gesamtfläche von 14.000 Quadratmetern. Die Mauern sind 50 Zentimeter dick und aus Monolith-Beton mit Metallnetz errichtet. Die Botschaft verfügt über autonome Energieversorgung und ein eigenes Wasserbassin. Ein Gebäude ist für Marineinfanteristen bestimmt. Zur Eröffnung der Botschaft gab es nur sechs Marineinfanteristen. Doch 2013 waren es bereits 800. Wie damals ein armenischer Journalist schrieb, war im Stadtzentrum Jerewans ein vollwertiger Stützpunkt der US-Seestreitkräfte entstanden.
Wozu braucht Washington solch einen überdimensionierten Botschaftskomplex in einem kleinen Land, das keinen Zugang zum Meer, keine großen Vorkommen, keine großen Investitionsprojekte hat?
Eine Antwort gibt der US-Experte Daniel Gaynor vom Truman Center for national Policy. Es folgt ein Auszug aus seinem Artikel „Die Beziehungen der USA mit Armenien: USA haben geheime Waffen bei Konfrontation mit seinen Gegnern im Nahen Osten“:
„Die beste Erklärung ist die Lage. Armenien, das keinen Meereszugang hat, ein Land mit drei Millionen Einwohnern, liegt wahrscheinlich in der aktivsten Region der Welt. Armenien grenzt an die Türkei, Aserbaidschan, Georgien, den Iran. Als ehemaliges sowjetisches Land stützt sich Armenien bei Handel und Militärhilfen auf Russland. Die USA haben eigene Interessen in allen erwähnten fünf Ländern, und Armenien liegt im Blickfeld als potentiell starker Hebel für die Förderung der US-Ziele.“
„Die USA haben in Armenien de facto keine Botschaft im klassischen Sinne, sondern ein Aufklärungszentrum, einen Komplex von spezifischen Objekten. Von dort aus erfolgt das Sammeln, die Bearbeitung und die Übergabe auch anderer Informationen, die für die Amerikaner von Interesse sind, in das Zentrum. Die USA haben keine besonderen Geheimnisse in Armenien, das heißt, dass ihr Aufklärungszentrum unter diplomatischer Tarnung auf die ganze Region abzielt“, so ein Experte.