Seehydrographischer Dienst der DDR

#1 von Lukas , 06.08.2023 15:01

Der Seehydrographische Dienst der DDR (SHD) war die für das Seekarten- und Seezeichenwesen der DDR zuständige Organisation. Er bestand von 1950 bis 1990.

Geschichte
Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs hatte die Verantwortung für die Hydrographie in Deutschland bei der Deutschen Seewarte gelegen, die ein Teil der Kriegsmarine und ihrer Vorgänger war. Mit Beschluss des Alliierten Kontrollrats vom 12. Dezember 1945 wurde das Deutsche Hydrographische Institut (DHI) in Hamburg gegründet, dass für die Seegebiete aller Besatzungszonen Deutschlands verantwortlich sein sollte. Ihm standen die Unterlagen der vormaligen Seewarte zur Verfügung, die den Krieg im Allgäu überdauert hatten.

Mit der Begründung, dass das DHI bei seiner Arbeit die Küste der DDR vernachlässige, beschloss der Ministerrat der DDR am 27. Juli 1950 rückwirkend zum 1. Januar 1950, einen eigenen seehydrographischen Dienst zu gründen. Er ging aus einem provisorischen hydrographischen Institut in Berlin hervor und hatte dort zunächst seinen Sitz. 1952 übernahm der SHD zusätzlich die Verantwortung für das Seezeichenwesen von der ehemaligen Wasserstraßenverwaltung.
Von Anfang an stand fest, dass der SHD die im verdeckten Aufbau befindlichen militärischen Kräfte der DDR unterstützen sollte, wofür ein vom DHI unabhängiger Dienst erforderlich war. Er wurde aus diesem Grund der Hauptverwaltung Seepolizei unterstellt und zusammen mit dieser 1952 in die Volkspolizei See überführt. Aus der Volkspolizei See entstanden 1956 die Seestreitkräfte der DDR, die ab 1960 die Bezeichnung Volksmarine führten.

Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 wurde der SHD mit dem DHI und dem Bundesamt für Schiffsvermessung (BAS) zum Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie mit Sitz in Hamburg und Rostock zusammengefasst. Dabei gingen die Aufgaben des Seezeichenwesens an das Wasser- und Schifffahrtsamt Stralsund über.

 
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RE: Seehydrographischer Dienst der DDR

#2 von Lukas , 06.08.2023 15:02

Aufgaben
Der SHD hatte die Aufgabe, Schifffahrt und Fischerei zu unterstützen. Dazu gehörten die Unterhaltung und Bezeichnung der Fahrwasser, die Vermessung und Verpeilung, die Suche und Beseitigung von Wracks, meereskundliche, erdmagnetische und hydrographische Forschungsarbeiten und der Seewetterdienst. Ein weiteres Aufgabenfeld war die Prüfung von nautischen Geräten an Bord wie Kompassen und Laternen. Außerdem gab der SHD Seekarten, nautische Bücher und nautische Mitteilungen heraus.

Zu den militärischen Aufgaben des SHD gehörte die Unterstützung der Seestreitkräfte der DDR und ihrer Verbündeten. Angehörige des SHD beteiligten sich ab 1951 an militärischen Übungen und die leitenden Mitarbeiter erhielten am 1. Dezember 1951 militärische Dienstgrade. Die militärischen Aufgaben wuchsen nach der offiziellen Aufstellung der Nationalen Volksarmee 1956. Entlang der Küste der DDR wurden Maßnahmen für den Kriegsfall vorbereitet. Dazu gehörte die Vorbereitung von Zwangswegen für die Schifffahrt, die Einrichtung einer Kriegsbefeuerung und der Aufbau eines besonderen Funknavigationssystems für die Volksmarine RYM, später BRAS.
Außerdem übten Kräfte des SHD regelmäßig mit der Volksmarine und den anderen verbündeten Ostseeflotten Polens und der Sowjetunion, mit denen zudem ein reger fachlicher Austausch stattfand.

 
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RE: Seehydrographischer Dienst der DDR

#3 von Lukas , 06.08.2023 15:03

Organisation
Innerhalb der Volksmarine bildete der SHD eine eigene Organisation unter einem Leiter des SHD, der dem Chef der Volksmarine direkt unterstellt war.
Sein Sitz wurde 1953 von Berlin nach Stralsund und 1959 nach Rostock verlegt.

Leiter des SHD
Name............................Beginn Ende der Amtszeit
Konteradmiral Herbert Bernig 1975 1990
Kapitän zur See Helmut Peucker 1960 1975
Kapitän zur See Albrecht Schliecker 1956 1960
Fregattenkapitän Gerhard Grawe 1953 1956
Kapitän zur See Prof. Dr. Erich Bruns 1950 1952

Nach mehreren Organisationsänderungen gliederte sich die Leitung des SHD ab 1971 in die vier Unterabteilungen
Organisation/Planung/Ausbildung,
Hydrographie,
Seezeichen und Seekarten und Bücherwerk.
Außerdem gab es eine Druckerei.
Der Leitung unterstellt waren seehydrographische Dienststellen in Warnemünde und Peenemünde. Diesen Dienststellen unterstanden die Tonnenhöfe und zeitweise die Schiffe des SHD, die anfänglich in einem Verband der Schiffe des SHD zusammengefasst waren.
Ab Mitte der 1970er Jahre bestanden bei beiden Dienststellen Fernwirkzentralen für den Betrieb der Leuchtfeuer.

Während das Führungspersonal militärischen Status hatte, arbeiteten in den technischen Bereichen und an Bord der Schiffe vornehmlich zivile Mitarbeiter.

Die Schiffe des SHD waren nach mehreren Umgliederungen in zwei Abteilungen aufgeteilt, die der Ersten und der Vierten Flottille unterstellt waren.


Quelle von allem: wikipedia

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RE: Seehydrographischer Dienst der DDR

#4 von Maat , 06.08.2023 15:05

Eines der SHD-Schiffe ( aktiv 1951-1960) war die heutige "Alan Kurdi". Nun Schiff der Migrantenschmuggler im Mittelmeer.

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RE: Seehydrographischer Dienst der DDR

#5 von Marinefunker , 06.08.2023 15:06

Auch bekannt als: SHD-18 = Seehydrographischer Dienst 18 "Alexander Abusch
Der Dienstsitz war: Dierkower Damm 45 in Rostock/OT. Dierkow.

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RE: Seehydrographischer Dienst der DDR

#6 von Greif , 06.08.2023 15:13

Wie etliche angeblichen VEB Firmen, die eigentlich der NVA gehörten.

Gab aber auch ein doch recht interessantes Fernmeldenetz des SHD immer der Küste entlang, dass nach meiner Erinnerung im mecklenburgischen Teil - also Rostock westwärts - mit der VM gemeinsam genutzt wurde.
Besonders am Leuchtturm Bastorf ist noch ein Relikt, dass jetzt modernisiert durch WSA genutzt wird.


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RE: Seehydrographischer Dienst der DDR

#7 von Dirk , 06.08.2023 15:19

Leuchtturm in Bastorf bei Kühlungsborn an der Ostsee... Höchst gelegener Leuchtturm in Deutschland, wurde von Anfang der 60ger bis 1990 militärisch genutzt...

Bilder sind interessanter Netzfund.

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RE: Seehydrographischer Dienst der DDR

#8 von Richtfunker , 06.08.2023 15:21

Laut Historie gehörte der Turm zum Seehydrografischen Dienst der DDR. Logo. Die hatten ja ab den 70gern auch das Fernwirksystem dafür. Siehe Thema zum SHD.
Militärobjekt, ja. Denn SHD war ja Teil der VM.
Der Mast links war der Richtfunkmast VM. Am Mastanbau auf dem Turm war das Equipment zum Fernwirk. Das eine Bild mit den Kästen an der Wand sollte Element von der heutigen Fernsteuerung via Mobilfunk sein.
Die Gitterbauten rechts sind Bundesmarine. Zum einen die Richtfunkanbindung des Marine Nato-HQ Ostsee in Rostock zum vorgesetzten HQ Brunssum. Zum anderen aber auch mit den Kommunikationsantennen für die Verbindungen zu den fahrenden Einheiten in dem Seegebiet.
Wir hatten die Thematik vor kurzem zur Sonderbetriebsstelle Darßer Ort und zu AFCENT der Nato.

 
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