Bodden- Panoramaweg

#1 von Pfadfinder , 15.11.2022 16:56

Rügens Panorama-Wanderweg: Ausblicke für die Seele zwischen Lietzow und Mukran

Ruhe finden auf Rügen! Das wünschen sich viele Einheimische und Gäste. Die Rollläden herunterlassen und zu Hause bleiben geht natürlich immer – bringt aber nur bedingt Erholung. Wer es ein bisschen aktiver mag, kann sich auf die 24 Kilometer lange Wanderung zwischen Mukran und Neuenkirchen, den sogenannten Bodden-Panoramaweg, begeben. Als erster und noch einziger Weitwanderweg innerhalb der Landesgrenzen Mecklenburg-Vorpommerns ist der Bodden-Panorama-Weg vom deutschen Wanderverband mit dem Prädikat „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ ausgezeichnet. Die Entwicklung angeschoben hatte der Landschaftspflegeverband Rügen.

Die Tour lässt sich in zwei Etappen unterteilen, sportliche Wanderer schaffen die Strecke in einer Tagestour. Achtung: Proviant und Getränke mitnehmen, denn viele Restaurants und Cafés sind in Winterruhe. Unser Autor Matthias Miersch hat sich auf den Weg gemacht und beschreibt seine persönlichen Tipps und Eindrücke.

Start an den Feuersteinfeldern Richtung Lietzow
Um die Wanderung mit einem Höhepunkt zu beginnen, empfiehlt es sich, am Parkplatz Feuersteinfelder in Mukran zu starten. Hier sieht der Wanderer zum ersten Mal die blau-gelbe Markierung, der er nun für die nächsten 24 Kilometer folgt. Das „steinerne Meer“ mit den knorrigen Wachholdern, als eines der bekanntesten Naturphänomene der Insel, liegt in unmittelbarer Nähe zum Hauptweg. Noch voller Wanderlust und frisch nach dem Start ein schöner kleiner Schlenker.
Hinter den Feuersteinfeldern beginnt der Hochuferweg am Kleinen Jasmunder Bodden. Gewundene Eichen in Südhanglage, Bänke für die erste kleine Rast, Panorama-Blick und es wird merklich ruhiger. Es ist Anfang November. Zu dieser Jahreszeit sieht der Wanderer oft erst in Lietzow wieder andere Menschen. Im Ort müssen Bahnschiene und Bundesstraße gequert werden, um an den Strand zu gelangen. Hier kann sich der Wanderer auf der Terrasse des Cafés Strandgut stärken, Boddenblick inklusive.

Wieder ist ein kleiner Abstecher möglich. „Wir wollen zum Schlosspark Semper und zu den Krüppelbuchen im Hexenwald“, berichten Julia und Svenja. Die Berlinerinnen sind eine Woche im Urlaub in Poggendorf und unternehmen von dort aus Tagesausflüge. Wird auch mal eine längere Strecke gewandert? Na klar, aber 24 Kilometer am Stück sind ihnen dann doch ein wenig zu viel.

Von Lietzow nach Ralswiek
Auf dem Asphaltabschnitt über den Lietzower Damm kann der Dreck aus dem Profil der Wanderschuhe gestampft werden. Sehr zu empfehlen, denn auf den nächsten Kilometern nach Ralswiek wird Grip benötigt. Auf teils matschigen Untergrund müssen einige Höhenmeter bewältigt werden. Ausreichend ausgeschildert, biegt der Weg am Waldrand rechts ab. Über die Schwarzen Berge führt er durch einen hügeligen, artenreichen Mischwald. Neben dem typischen Kiefernduft riechen die Douglasien ein wenig nach Orange und das frische Eichenlaub nach Maronen-Röhrlingen. Wie Gespenster blitzen helle Birken durch das tiefe Dickicht. Fichten stehen wie Soldaten am Wegrand Spalier. Der Boddenwind versetzt die Baumkronen in Schwingung.
Neben dem Knacken des Geästs herrscht Stille. Eine gewisse Enge bietet hier einen Kontrast zur Weite des restlichen Weges. Am Hafen von Ralswiek angelangt, öffnet sich der Blick wieder. Nur wenige Boote liegen noch im Wasser. Geangelt wird trotzdem. Im Herbst erlebt der Wanderer hier ein beeindruckendes Schauspiel. Direkt im Hafenbecken brodelt es. Minütlich werden meist kleine Barsche gefangen und nach kurzer Zeit am Haken wieder in den Bodden zurückgesetzt. Absolute Fanggarantie! Das viel bekanntere Schauspiel in Ralswiek wird auf der Naturbühne direkt am Großen Jasmunder Bodden aufgeführt: die Störtebeker Festspiele. Saison ist von Ende Juni bis Anfang September.

Wer den Bodden-Panorama-Weg in zwei Etappen absolvieren möchte, kann in Ralswiek die Tour teilen und hier den ersten Teil beenden. Nebenbei: Ein Bummel durch den Schlosspark lohnt sich allemal. Baumriesen teils exotischer Herkunft säumen hier die Wege. Aber wir wollen weiter. Direkt am Westrand des Schlossgeländes befindet sich dann der Einstieg in den Weg Richtung Groß Banzelvitz. Neben der Beschilderung markiert ein blau-gelb gekennzeichneter großer Stein den Anfang des nächsten Teilabschnitts.

Panoramablick auf dem Weg nach Moisselbritz
Durch einen Buchenwald und vorbei an Bienenkästen führt der Weg bis auf eine Anhöhe mit Panoramablick: kilometerlange Weitsicht und Ruhe. In Ruhe wandern. Das beschauliche Dorf Moisselbritz liegt am Fuße des Hügels. Der Weg führt direkt am Haus von Ines Wilke vorbei. Sie kennt sich bestens auf dem Bodden-Panorama-Weg aus. Vom Deutschen Wanderverband wurde sie zur „Bestandserfasserin für Qualitätswege“ ausgebildet und ist in dieser Funktion alle drei Jahre sprichwörtlich vor der Haustür tätig. Zusätzlich wandert Ines Wilke den gesamten Bodden-Panorama-Weg ein- bis zweimal im Jahr. Dann zeigt sie Gästen ihre Lieblingsstellen, wie den Hochuferweg direkt am Kleinen Jasmunder Bodden oder den Teilabschnitt auf der Halbinsel Liddow. Ihre Erfahrung als Wanderführerin und ein Blick aus dem heimischen Fenster, machen glaubhaft: „Mir ist aufgefallen, dass seit der Corona-Pandemie mehr gewandert wird.“
Als scheinbare Bestätigung dieser Aussage sind aus der Ferne drei Punkte auf dem Schotterweg zwischen Moisselbritz und Groß Banzelvitz zu erkennen. Ist das etwa eine Wandergruppe? Bei näherer Betrachtung besteht die Gruppe aus Stella Bertram und ihren Hunden Carlo und Finn. Ihr ist zwar bewusst, dass sie sich auf dem Bodden-Panorama-Weg befindet, sie geht aber immer nur einen kleinen Teil. Der Bubkevitzerin gefällt die Weite und die meist frische Brise. Mit den Worten: „Ich wollte nur mal lüften“, geht sie weiter über einen Nebenweg Richtung Rappin. Der Hauptweg nähert sich den Banzelvitzer Bergen. An deren Südseite liegt der Ort Groß Banzelvitz, der für seinen naturnahen Campingplatz bekannt ist. Anfang November ist hier nicht viel los. Im Strandbereich stehen zwei Watangler hüfttief im Wasser, die Ziegen im Streichelzoo sehnen sich nach Zuneigung und im Walderlebnispfad stört niemand die Ruhe.

Liddow verzaubert zu jeder Jahreszeit
Am Campingplatz vorbei und die Banzelvitzer Berge immer im Blick kommt der Wanderer über einen Schotterweg zum Ufer des Tetzitzer Sees. Ein angekündigter Höhepunkt liegt nun vor ihm: Liddow. Ausblick, Farbenspiel, Weite und Stille charakterisieren die Halbinsel. In Ruhe wandern – hier zu jeder Jahreszeit möglich. Die besondere Atmosphäre ist schwer zu beschreiben. Wer einmal auf Liddow war, spürt es einfach. Eine Holzbrücke verbindet den gleichnamigen Ort mit der Umgebung und bildet die Grenze zwischen Lebbiner Bodden und Tetzitzer See. Hier warten maritime Motive nur darauf, fotografiert zu werden.
Anschließend führt der Weg durch den kleinen Ort Laase über einen Hügel nach Neuenkirchen. An der Dorfstraße direkt vor der Kirche steht ein Hinweisschild, welches den Zielpunkt des Bodden-Panorama-Wegs markiert. Der Wanderer sieht hier zum letzten Mal die blau-gelbe Markierung. Der zweite, erwähnte Höhepunkt als Zugabe zum Weitwanderweg ist der Grümbke Turm. Dieser befindet sich circa 500 Meter nördlich von Neuenkirchen. Neben einem 360-Grad-Panorama-Blick kann der Wanderer auch auf seine zurückgelegte Strecke schauen. Liddow, die Banzelvitzer und Schwarzen Berge breiten sich vor ihm aus. Der Tag endet in Ruhe.

Rückreise vom Start- zum Zielpunkt
Der zertifizierte Wanderweg ist landschaftlich wunderschön, kompliziert gestaltet sich allerdings die Rückfahrt vom Startpunkt. Zwischen Neuenkirchen, Bergen und Mukran gibt es lediglich wenige Busverbindungen am Tag, die zudem teilweise mehrere Stunden unterwegs sind. Es empfiehlt sich also im Idealfall die Abholung vom Zielpunkt durch ein Privatfahrzeug oder ein Taxi. Die jeweils aktuellen Fahrtverbindungen der Verkehrsgesellschaft VVR findet man im Internet auf der Seite vvr.verbindungssuche.de.

Der Wandersmann war Matthias Miersch.


Angefügte Bilder:
liddow.jpg   lietzow.jpg   ralswieck.jpg  
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zuletzt bearbeitet 15.11.2022 | Top

   

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