Die „Harnröhre“, wie der schmale Görlitzer Tunnel im Kiez despektierlich genannt wurde, verkürzte den Weg von der einen zur anderen Seite des langgestreckten Görlitzer Bahnhofs in Kreuzberg ungemein.
Als der Schweizer Architekt, Fotograf und Autor Hans-Peter Bärtschi im November 1978 auf Reportage-Reise in Berlin war, gab es die Unterführung noch. Hinter den beiden Plakat-Klebern ist auf einem der Schwarz-Weiß-Fotos einer der Treppenzugänge zu erkennen. Das andere Bild zeigt den düsteren Tunnel. Ohne den penetranten Geruch.
Während im Personenverkehr der allerletzte Zug bereits im April 1951 den Görlitzer Bahnhof verließ, verkehrten Güterzüge noch bis Mitte der 1980er Jahre. Danach verwandelte sich das Bahnhofsareal immer mehr zur Brache, bis ab 1990 schrittweise der heutige Park entstand.
Mit diesen Arbeiten wurde auch der Görlitzer Tunnel abgebrochen. In der großen Mulde, die in den Park integriert wurde, sind lediglich noch ein paar wenige Mauerreste der Unterführung zu erkennen.
Schwarz-Weiß-Fotos (November 1978): Hans-Peter Bärtschi, © ETH Zürich Bildarchiv online, freie CC-Lizenz
Text, Collage (mit Größenanpassung) und Farb-Fotos (Januar 2023): © Reinhard Kuntzke
Im Bild der Tunnel und die Reste heutzutage