„Steinfurth-Heim“ in Zinnowitz auf Usedom: Auf dieser verlassenen Parkanlage soll es spuken
Zehntausende Kinder kamen bis 1991 zur Kur auf den Glienberg in Zinnowitz auf Usedom. Seitdem ist das Ensemble mit großem Park verwaist. Mancher im Ort glaubt sogar, dass es auf dem Gelände spukt. Ein Investor plant nun hier ein Hotel und 126 Wohnungen.
Noch so vieles weist hin auf den alten Glanz und das Leben, das hier mehr als 100 Jahre lang herrschte: Teile des einst prächtigen Brunnens unter der Treppe des Haupthauses oder die üppigen alten Stallanlagen, die zur Selbstversorgung von Personal und Heimbewohnern dienten.
Auch die Ruinen der Liegehalle, in der sich die Kinder an der frischen salzhaltigen Luft erholten, sind klar zu erkennen. Wer den Standort aufmerksam durchschreitet, findet ebenso den Sockel der Sanduhr aus Sandstein, überwuchert von Pflanzen, der einst Schmuck des Areals und ein beliebter Treffpunkt war.
Es wirkt wie aus der Zeit gefallen, dieses 56 000 Quadratmeter große Gelände mit drei Haupthäusern, etlichen Nebengebäuden und großzügiger Parkanlage. Es liegt auf dem Glienberg, der mit 33 Metern höchsten Erhebung im Ostseebad Zinnowitz auf Usedom und war zu DDR-Zeiten als Standort des „Erich-Steinfurth-Sanatoriums“ weit über die Region hinaus bekannt. Kinder mit Atemwegserkrankungen wurden hierher geschickt, um im guten Inselklima zu gesunden. Bereits seit 1927 wurde die Anlage zunächst als „Eisenbahner-Waisenhort“ von der Deutschen Reichsbahn für Ferienaufenthalte von Kindern genutzt.
„Über die gesamte Zeit, die der Ort als Kindererholungsheim diente, waren hier mehr als 200 000 Mädchen und Jungen zu Gast“, sagt Ute Spohler (68), Chefin des Zinnowitzer Museums, die sich intensiv mit der Geschichte des Heims beschäftigt hat. Sie war als Kind selbst oft hier, allerdings nicht zur Kur, sondern um mit ihrer Schulklasse oder Vereinskameraden Sport zu treiben. „In der Gemeinde gab es damals wenig Möglichkeiten, deshalb sind wir hoch zum Steinfurth-Heim, wo der große Verbindungsbau zwischen Jungen- und Mädchenhaus als Turn- und Festraum genutzt wurde“, erinnert sich die Zinnowitzerin.
„Es war eine sehr schöne Anlage – mit Loggien, kunstvoll verzierten Fenstern oder einer breiten Freitreppe, die auf einen von Bäumen gesäumten Platz hinabführte“, erzählt Ute Spohler. „Es ist wirklich schade, dass jetzt hier alles so verfallen und verlassen ist“, bedauert sie.
Denn mit dem Ende der DDR schloss schließlich 1991 auch das Kinderheim. Erste Pläne der Reichsbahn als Alteigentümer, hier weiter eine Erholungseinrichtung zu betreiben, scheiterten ebenso wie Tourismus-Vorhaben privater Investoren. Seit mehr als 30 Jahren steht das Gebäude-Ensemble nun leer. Wände bröckeln, Fenster sind zerborsten, Fußböden einsturzgefährdet.
Spukgerüchte – weil sich die Oberin samt Familie das Leben nahm
„Die Gerüchte halten sich hartnäckig, weil sich zum Ende des zweiten Weltkrieges die damalige Oberin Käthe Schönfeld mit ihrer fünfköpfigen Familie aus Angst vor den anrückenden Russen hier das Leben nahm“, berichtet Ute Spohler.
Sieben neue Häuser im Parkbereich geplant
Vor fünf Jahren kaufte die GP+Q, eine Gesellschaft der Essener Ruhrkohle AG, den Großteil des Geländes aus dem Besitz des verstorbenen Zinnowitzer Hoteliers Peter Preuß mit dem Ziel, die drei denkmalgeschützten alten Haupthäuser des Heimes zu einem Apartment-Hotel auszubauen. Sieben neue Häuser sollen laut Plan im südlichen Parkbereich entstehen, „ohne den Charakter der Anlage zu zerstören“. In den neuen Wohngebäuden sind insgesamt 126 Dauerwohnungen für Einheimische vorgesehen. Baubeginn sollte eigentlich schon 2021 sein.
Quelle: OZ