Nach dem Verlassen ihres Heimathafens Warnemünde begann für die Flugkörperschnellboote S 73 „Hermelin“ und S 76 „Frettchen“ sowie den Tender „Elbe“ das vierwöchige SQUADEX mit vielen anspruchsvollen Übungen. Insbesondere die beiden Schnellboote stellten, trotz ihres vergleichsweise hohen Alters, ihre einzigartige und beeindruckende Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit unter Beweis.
In der NVA hießen vergleichbare Boote " Raketenschnellboote".
Von der Morgendämmerung bis tief in die Nacht hinein übten die Besatzungen der Boote, allen Widrigkeiten zum Trotz, verschiedenste seemännische und operative Manöver und Verfahren. Damit gewährleistet das 7. Schnellbootgeschwader nicht nur die Inübunghaltung, sondern auch die fortwährende Einsatzfähigkeit ihrer Einheiten. Innerhalb von vier Tagen musste schließlich der Sprung durch das Skagerrak nach Oslo geschafft werden, getreu dem Motto: „Trotz Sturm und Schnee, in schwerer See, die Boote fahren, Allez Allez!“ Wobei letzteres dem Fahrtbefehl für 36 Knoten (in etwa 67 km/h) entspricht.
Neben diversen seemännischen Manövern üben die Schnellboote der Klasse 143 A ebenso einsatznahe Szenarien. Dazu gehörte unter anderem auch der scharfe Einsatz des 76 mm Bordgeschützes. Eine der anspruchsvollsten Schießaufgaben ist der „Schuss vor den Bug“. Dabei wird gezielt, möglichst dicht vor den Bug der gegnerischen Einheit geschossen, um somit eine unmissverständliche letzte Warnung abzugeben.
Der Tender „Elbe“ simulierte in dieser Übung ein sich dem Flugkörperschnellboot stetig annäherndes, nicht identifizierbares Schiff und drohte dadurch den Nahbereich der militärischen Einheit zu verletzen. Eine potentielle Bedrohung oder ein Angriff mit Waffengewalt konnte deshalb nicht ausgeschlossen werden. Den Aufforderungen, den Abstand zwischen beiden Einheiten zu vergrößern, kam der Tender jedoch nicht nach. Daraufhin verschärfte das Boot seine Warnungen und drohte mit dem Einsatz von Waffengewalt. Aufgrund der weiterhin kontinuierlichen Annäherung folgte der scharfe Schuss vor den Bug des Tenders. Dieser konnte damit zum Abdrehen gezwungen werden.
Um die Sicherheit der Besatzung zu gewährleisten, informiert der Erste Wachoffizier mittels Schiffslautsprecheranlage alle Stellen über das unmittelbar bevorstehende Schießen mit den Worten „"Wahrschau Feuer, Wahrschau Feuer!"“ (Wahrschau als Zusammensetzung aus WAHRnehmen und SCHAUen).
Nachdem der Verband bereits am Donnerstag die norwegischen Territorialgewässer erreicht hatte, folgten die Schnellboote „Hermelin“ und „Frettchen“ im Kielwasser des Tenders, um mitten im Oslofjord über Nacht einen küstennahen Versorgungspunkt zu errichten. Hierbei geht der Tender vor Anker und die Boote legen an beiden Seiten des Tenders an, um so unkompliziert und schnell mit Kraftstoff, Wasser und Proviant nachversorgt zu werden.
Noch vor Sonnenaufgang begab sich der Verband am Freitag wieder in Fahrt. Durch den Fjord ging es weiter Richtung Oslo. Die Durchfahrt durch den Oslofjord war geprägt von malerischen Landschaften, diesigem Wetter, Schneefall und eisiger Kälte. Die optischen Verfahren zur Positionsbestimmung wurden durch die eingeschränkte Sicht erschwert und für die Ausgucks und den fahrenden Wachoffizieren zu einer echten Herausforderung.
Durch den sehr guten Ausbildungsstand der Besatzungen wurde diese letzte Hürde durch den gesamten Verband mit Bravour gemeistert und die Boote konnten pünktlich in Oslo einlaufen. Mit den Worten „"Lose aus allen Leinen!"“ und „"Fest alle Leinen!"“ befiehlt der fahrende Wachoffizier zum Ende des Anlegemanövers sämtliche Lose aus den Leinenverbindungen straff zu ziehen, um die Boote fest zu vertäuen.
Während des Wochenendes präsentierte sich die Deutsche Marine in der skandinavischen Metropole. Aber natürlich kam auch die Erholung der Besatzungen nicht zu kurz. Die Soldatinnen und Soldaten starten somit hochmotiviert und gestärkt in eine neue Woche, welche sie unter anderem in die legendären norwegischen Schären führen wird.