In der DDR waren das VEB Pneumant Reienwerke
Die Gebrüder Hirschmann expandieren rasant, sogar bis nach England und unweit von Berlin bei Fürstenwalde produzieren die Industriepioniere nicht mehr nur Kabel, sondern auch motorbetriebene Dreiräder und als erste weltweit Reifen aus synthetischem Kautschuk. Im Nachbarörtchen von Fürstenwalde, in Ketschendorf, bauen sie für die Mitarbeiter sogar eine Wohnsiedlung, die sogenannte DEKA-Siedlung
Unter dem Druck der Arisierungspolitik der Nazis verkaufen die Brüder ihre Firma: Die Hirschmanns sind Juden. Die Dresdner Bank übernimmt die Firma billig, verkauft die Aktienpakete für viel Geld an die (Hirschmann)-Konkurrenz, die "Rheydter Kabelwerke".
Während des 2. Weltkriegs wird das Fürstenwalder Werk zum Rüstungsbetrieb und nach 1945 wird die DEKA-Wohnsiedlung zu einem der berüchtigten Speziallager der Sowjets, zur Entmilitarisierung der Deutschen. Um die Wohnhäuser werden Stacheldraht, Bretterwände hochgezogen, Bewachungstürme und Scheinwerfern gebaut. Eine Küchen- und eine Lazarettbaracke werden hochgezogen, ein Bunker, um die Toten zu sammeln, bevor sie außerhalb des Lagers verscharrt wurden. Etwa 10.000 Zivilisten, Männer, Frauen, Kinder und Jugendliche sind hier eingesperrt und 4620 sterben dort - an Hunger und Krankheiten. Sie werden hinter dem Lager in Massengräbern verscharrt. Erst 1952, als dort ein neues Wohngebiet erschlossen werden soll, werden die Toten entdeckt - und klammheimlich in einen nahegelegenen Kriegstotenfriedhof umgebettet.
Das einstige Kabelwerk wird in der DDR zum "VEB Reifenwerke" und firmiert ab 1990 wieder als Pneumant GmbH. Ab 1990 wird auch über das Leid im Internierungslager gesprochen, was zu DDR-Zeiten strengstens verboten war. Überlebende des Lagers und Angehörige verschollener Insassen initiieren bis heute jedes Jahr Gedenkveranstaltungen für die Tausende, die in dem Lager starben oder litten. Die jüdischen Wurzeln der einstigen DEKA-Siedlung und des Reifenwerks, das zu DDR-Zeiten bis zu 5000 Mitarbeiter beschäftigte, sind lange vergessen.
Quelle: MDR, Spur der Ahnen | 28.02.2018 | 21:15 Uhr