Ungarn und Serbien einigen sich auf Bau einer Lieferroute für russisches Öl
Die EU-Sanktionen für den Transport von russischem Öl über den Seeweg treffen Serbien. Belgrad sprach von schwerwiegenden Folgen für die Wirtschaft. Nun wollen Serbien und sein Nachbarland Ungarn eine Pipeline bauen, die an das Druschba-Energienetz angeschlossen wird.
Budapest und Belgrad wollen eine neue Pipeline bauen, um Serbien über das Druschba-Energienetz mit russischem Ural-Rohöl zu versorgen, teilte die ungarische Regierung am Montag mit. Die Entscheidung erfolgt, kurz nachdem vor wenigen Tagen offiziell bekannt geworden war, dass Belgrads Importe von russischem Öl über Kroatien, über die sogenannte Adria-Pipeline JANAF, unter die EU-Sanktionen fallen würden.
Das Öl wurde bislang aus Russland zunächst mit dem Tanker in den kroatischen Adria-Hafen Omišalj auf der Insel Krk und dann weiter über die JANAF-Pipeline in die Raffinerie Pančevo in der Nähe von Belgrad geliefert. Doch die jüngsten Strafmaßnahmen der Europäischen Union (EU) gegen Moskau betreffen die russischen Ölexporte über den Seeweg, sodass Zagreb angekündigt hatte, kein russisches Öl mehr durch JANAF nach Serbien zu leiten.
Der ungarische Regierungssprecher Zoltán Kovács schrieb am Montag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter:
"Die neue Ölpipeline würde es Serbien ermöglichen, mit billigerem Ural-Rohöl versorgt zu werden, indem sie an die Druschba-Ölpipeline angeschlossen wird."
Er fügte hinzu, dass die serbischen Öllieferungen bislang größtenteils über die Pipeline durch Kroatien erfolgten, "was aber aufgrund der beschlossenen Sanktionen in Zukunft wahrscheinlich nicht mehr möglich sein wird".
Letzte Woche hatte die EU das achte Paket von Sanktionen für Russland wegen seiner Militäroperation in der Ukraine angekündigt, das eine Preisobergrenze und "weitere Beschränkungen" für den Seetransport von russischem Rohöl und Erdölprodukten in Drittländer vorsieht.
Serbien, das in hohem Maße von russischen Öllieferungen über Kroatien abhängig ist, erklärte, dass die EU mit den neuen Strafmaßnahmen Belgrad ins Visier nehme. Ende letzter Woche warnte die serbische Ministerpräsidentin Ana Brnabić, dass ein Verbot von Öllieferungen aus Russland auf dem Seeweg und der Durchleitung durch Kroatien einen Anstieg von 20 Prozent bei Rohstoffkosten für Serbien bedeuten würde. Dies würde laut Brnabić zu einem Verlust von Hunderten von Millionen Euro im Haushalt des Landes führen.
Ungarn, das ebenfalls in hohem Maße von russischem Öl und Gas abhängig ist, hat die Sanktionen gegen Russland in der EU am lautesten kritisiert und behauptet, die Maßnahmen würden die Energiepreise weiter in die Höhe treiben. Anfang dieses Monats hatte Budapest zugesagt, Serbien bei Bedarf mit Gas auszuhelfen. Ministerpräsident Viktor Orbán erklärte, Ungarn verfüge über Gasreserven, die den Verbrauch von etwa fünf bis sechs Monaten abdecken.
Die Druschba, eines der längsten Pipeline-Netzwerke der Welt, transportiert Rohöl über 4.000 Kilometer von Russland zu Raffinerien in der Tschechischen Republik, Deutschland, Ungarn, Polen und der Slowakei.
Serbien selbst hat bislang keine Sanktionen gegen Russland verhängt.