Wohnstadt „Carl Legien“, Erich-Weinert-Str., Sültstr., Gubitzstr., erb. 1928 - 30, Arch. Bruno Taut mit Franz Hillinger, 2008 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen
Der Begriff Wohnstadt ist für diese nach einen bekannten Gewerkschaftsführer benannte Siedlung von der gewerkschaftlich-genossenschaftlichen Gehag (Gemeinnützige Heimstätten-, Spar- und Bau-Aktiengesellschaft) mit Bedacht gewählt worden. Er weist auf ein wesentliches Merkmal hin: Im Unterschied zu Britz oder Zehlendorf war hier, wie für das gesamte Terrain nahe dem S-Bahn-Ring, Verdichtung gefordert. Taut gelang es , auch diese kompakte Anlage als grüne Oase zu gestalten.. Er brachte die 1149 1- bis 4- Zimmer-Wohnungen in 4- bis 5-geschossigen flachgedeckten Blöcken unter. Diese öffnete er U-förmig zu der durch Grünstreifen erheblich verbreiterten Strasse. Ihr Grün wuchs mit dem der geräumigen Gartenhöfe zusammen. Für die architektonische Lösung griff er auf eine Idee J.J. Pieter Ouds zurück. Oud Hatte bei der Siedlung „Tusschendyken“ in Rotterdamm zum Hof hin durchlaufende Loggien angebracht. Taut baute sie zu einem alle Geschosse reichende eigenständigen Loggiensystem aus. Durch Farbuntersuchungen konnte die ursprüngliche Farbigkeit ermittelt werden. Loggien im lichten Gelb standen vor grünem, blauem und rotem Hintergrund. Andere Hoffronten waren durch gekoppelte erkerartige Loggien gegliedert. Besonders eindrucksvoll sind die höheren Kopfbauten mit Doppellogien und abgerundeten Balkonen. Im östlichen Bereich der Erich-Weinert-Strasse ist eine eingeschossige Ladenzeile angefügt. Ausserdem befindet sich in der Siedlung eine zentral gelegene grosse Wäscherei. 1996 bis 2004 wurde die Siedlung vom neuen Eigentümer Baube-Con Immobilien GmbH entsprechend denkmalpflegerischem Gutachten sorgfältig saniert und als bedeutendes Zeugnis des sozial engagierten Wohnungsbaus der 20er Jahre 2008 in die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen.
Fotos: c. Elmar Kurze 2014 u. 2006, Grundriss Zentralwaschküche und Grundriss 2-Zimmerwohnung entnahm ich dem Buch „Bauen seit 1900 in Berlin, Verlag Kiepert KG, den Lageplan entnahm ich dem Architekturführer Berlin , Reimer Verlag,