Fernmeldewesen in der DDR

#1 von Allo ( gelöscht ) , 20.02.2020 21:49

Ein Dipl-Ing. brachte im Net seine Einschätzung zum Fernsprechwesen der DDR. Ich möchte Euch diese Werte noch vorenthalten:
[quote]In der DDR fand man nach dem Fall der Mauer 1989/1990 auf dem Gebiet des Fernsprechwesens folgende Situation vor.
Die Deutsche Post versorgte die Volkseigenen Betriebe(VEB), die Lanwirtschaftlichen Produktions Genossenschaften (LPG), den Handel und das Handwerk, fast vollständig staatlich und Privatpersonen mit Fernmeldedienste. Privatpersonen waren in der Regel Personen, die leitende Stellungen im staatlichen Apparat einnahmen. Die breite Masse der Bevölkerung mussten oft Jahrzehnte aus einen Telefonanschluss warten. Die Anschlussdichte war im Vergleich zu anderen Staaten sehr gering.
Neben dem Fernsprechnetz der der DP gab es noch die unterschiedlichsten Fernmeldenetze. Das waren u. a.:
Reichsbahn (RB)
Nationale Volksarmee (NVA)
Staatssicherheitsdienst(Stasi)
verschiedene Behörden
Nicht nur getrennte Netze sondern auch eigene Vermittlungsstellen wurden betrieben.
Die "modernste" Vermittlungstechnik hatte der Staatssicherheitsdienst. Man kann dann von modern sprechen, wenn man den Vergleich mit anderen Vermittlungstechnik wählt. In der Vermittlungsstelle Schleusingen, über dem Postamt am Marktplatz, "Kämpften" 23er Wähler um eine knackige Verbindung.
Dagegen hatte der SSD in Suhl eine Technik aus den 70er Jahren, somit 50 Jahre neuer.
Da keiner dem anderen traute wurde das Volksvermögen so verschwendet wie andere Beispiele zur Genüge zeigen. Jeder Mist und alles war geheim. [/quote]

[quote]Nebenstellenanlage und Faxgerät
Nebenstellenanlage Anfang 1990 in Schleusingen (DDR). Auf dem Schreibtisch steht der Abfrageapparat 2/10. Die Anlage wurde in den 30er Jahren gebaut und versah ihren Dienst bis 1990. Auf dem Stuhl steht ein Faxgerät. Dieses Gerät war von der Stadtverwaltung Plettenberg für das Rathaus in Schleusingen bestimmt. Nach Rücksprache mit dem Bürgermeister H. Kummer schloß ich das Gerät an die Nebenstellenanlage an. Ein Mitarbeiter der Deutschen Post machte mich darauf aufmerksam, dass ich so etwas nicht machen dürfte. Ich störte mich aber nicht daran und das Faxgerät blieb angeschlossen. Wie sich später herausstellte wurden alle gehenden und kommenden Gespräche von "Greif und Horch"aufgezeichnet. Das Gepiepse des Faxgerätes konnte zwar aufgezeichnet werden, ergab aber für den SSD in der Provinz keinen Sinn. Naja der Spuk war dann ja auch nach einigen Monaten endgültig vorbei und der Strom für die Aufzeichnungen konnte gespart werden. Die Vorstellung, dass im Bezirk Suhl mehrere 1000 Menschen allein für den Staatssicherheitsdienst arbeiteten ist aus heutiger Sicht unvorstellbar. So war das im friedliebenden Arbeiter und Bauernstaat. [/quote]

Allo

RE: Fernmeldewesen in der DDR

#2 von Wolfgang , 20.02.2020 21:50

Wer hätte das gedacht. Wir hatten kein Faxgerät weil das Gepiepse für die Stasi keinen Sinn ergab.
Und- 1000 Mitarbeiter MfS für einen Bezirk unvorstellbar ?
Der sollte mal die Sicherheitsmitarbeiter der BRD auf so einem Territorium zählen. Sicher dann mehr wie 1000 da anders strukturiert.

 
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RE: Fernmeldewesen in der DDR

#3 von Kalle , 20.02.2020 21:51

Der Mann hatte keine ahnung - und davon recht viel. die 2/10 wurde bis in die 80er Jahre gebaut. Erst in der DDR und später im Rahmen der Spezielisierung des RGW an Rumänien zur Produktion übergeben. Seit dem kam i.d.R. nur noch Schrott an. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die 2/10 /wie auch die 1/1, 3/15, oder 5/25 schon in den 30ern produziert wurden. Dass es 89 gelegentlich nach steinalte VSt gab ist wohl war. Z.B. wurde in Beeskow bis zum Schluß noch ein altes Stangenwähleramt betrieben. Das mit dem Fax ist purer Unsinn. Als der Junge sein Faxgerät angebaut haben will, gab es längst keine Stasi mehr, schon gar keine, die aufzeichnete. Daß Faxgeräte in der noch DDR nicht so recht funktionieren wollten, lag schlicht und einfach an den bespulten Kabeln. Hier war einfach kein Duplexbetrieb wie es das Fax braucht, möglich. Demzufolge kamen auch die Pegel nicht hin. Daß dieser Bundespostarsch einen Einblick in die Personalstruktur der BVfS Suhl gehabt haben will, erscheint mir doch etwas abseitig. Deckel auf - Artikel rein - Tonne wieder zu. Fertig ..


 
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RE: Fernmeldewesen in der DDR

#4 von Ole , 20.02.2020 21:52

Hier ist eine Übersicht der verschiedenen Wählsysteme in der BRD, DDR und Österreich mit den verwendeten Schaltelementen und Entwicklungsjahr. Man beachte den Zeitpunkt der Einführung von elektronischer Vermittlungstechnik.
http://www.bayern-online.com/v2261/artikelliste.cfm/203/Systeme-Liste.html

 
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RE: Fernmeldewesen in der DDR

#5 von Geist , 20.02.2020 21:53

Zumindest haben Sonderkabel u.ä. nach 90 geholfen kurzfristigen Bedarf an Telefonanschlüssen zu decken. Ich kenne einige Beispiele, bei denen "unkonventionelle Lösungen" gefunden wurden. Damals waren die Kollegen der grauen Post noch "Improvisitationskünstler" und haben viele Lösungsideen aufgegriffen - heute wäre so etwas undenkbar.

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RE: Fernmeldewesen in der DDR

#6 von Kalle , 20.02.2020 21:54

Was für tolle Improvisationskünstler gab es doch ... Schon nicht so leicht, SOK von den Dienststellen der Sonderbedarfsträger in die entsprechenden VSt zu schwenken. Dann diese auf die nicht vorhandenen Vermittlungseinrichtungen aufzulegen. Und dabei nicht den vielen Bautrupps in die Quere zu kommen, die überregional ein Overlay-Netz in die Erde brachten. Ich war in SRB von 01/90 bis 01/91 verantwortlich für Netze - mit Ortmann zusammen - wir haben kein SOK (die es in unserer Gegend zuhauf gab) umgefummelt. Sicher, wir waren auch nicht die Improvisationskünstler ...


 
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RE: Fernmeldewesen in der DDR

#7 von Klaus-Peter , 20.02.2020 21:55

SOK412 in der Gesamtlänge ging der NVA auch abgängig und in DP über. Wurde geschwenkt. Zur Versorgung Jenseits des Sees mit Telefonanschhlüssen.
War auch nicht so schwer. Denn mit Abschaltung der oberirdischen Üst1 Strausberg war das SOK412a zum Teilamt Landhausstr. geschwenkt worden. So lag das Kabel schon mal an der Vermittlungsstelle der Post und musste von dort nur noch genutzt werden.


 
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