Vor einiger Zeit war ich in der Wetterau unterwegs und traf bei einer Fahrt nach Florstadt auf einen weithin sichtbaren Funkturm.
Bei näherer Betrachtung entpuppte sich der Funkturm zugehörig zu einen drunter liegenden Bunker = Bunker Ilbenstadt oder oft auch Bunker Niddatal benannt. Eine öffentliche Führung konnte mitgemacht werden und erstaunt über den doch sehr sehr intakten Zustand.
Aber bei einigen Details musste ich dann doch Schmunzeln. So stand dort zur Imitation einer OB-Verbindung ein FF-63 (der NVA) und auch einige TESLA Wählapparate waren vorhanden. Kein Wunder, denn der Bunkerverein ist im Osten in Glauchau ansässig.
Im Jahre 1965 war der Baubeginn für den Bunker bei Niddatal, der als Abschnittsführungsstelle für Zivil- und Katastrophenschutz geplant war. Schon während der Planung war das Konzept, mit acht dieser Führungsstellen um Frankfurt herum, zu den Akten gelegt worden. Der Bauherr war das Bundesamt für Zivilschutz in Bonn. Am 5. Mai 1970 wurde die Anlage an die Stadt Frankfurt übergeben. In der Bunkeranlage hätte man für 30 Tage vollständig autark überleben können. Neben Wasser, Luft und Stromversorgung waren Klimaanlagen, Sanitärbereiche, ein medizinischer Bereich, ein Dekontaminationsbereich und eine Küche vorhanden. Bis zu 92 Personen hätten so für 4 Wochen überleben können. Sensible Bereiche im Innern des Bauwerkes sind schwingend ausgelegt. Man ging bei der Konstruktion des Bunkers davon aus, dass er durch die Nahdetonation einer Kernwaffe von 5 Megatonnen im Erdreich um einige Zentimeter versetzt werden könnte. Die Beschleunigung im Inneren des Bauwerkes wurde mit Hilfe von Schwingböden auf 1g reduziert. Weiterhin wurde der Bunker zur Ermittlung der Schirmdämpfung von befestigten Zivilschutzbauwerken gegenüber dem elektromagnetischem Impuls (EMP) bei Kernwaffenexplosionen vorgeschlagen.
Weithin sichtbar ist der Funkturm der Bunkeranlage oberhalb von Ilbenstadt. Über diesen, hätte angeblich der Zivil- und Katastrophenschutz die Funkkommunikation durchgeführt. Ausgestattet war dieser Sendemast mit BOS Funk auf dem 2 Meter und 4 Meter Band.
Auch sollte eine Not-Sendeantenne eingebaut werden, jedoch ist es nie dazu gekommen.
https://www.bunker-ilbenstadt.de/
Auf alle Fälle war der Bau letztendlich eine Führungsstelle des Oberbürgermeisters der Stadt Frankfurt/Main mit seinem engsten Stab, der dann vorgab, von dort im Krieg den Zivil- und Katastrophenschutz der Stadt zu führen. Schließlich brauchte er ja eine Begründung für sein atomsicheres Versteck.
Wer diesen Bunker mit seinen 3 Etagen sehen konnte, wundert sich doch über den westlichen Fingerzeig auf AFüSt der BEL in der DDR, die doch gegenüber diesem Bunker als mikrig erscheinen.
https://www.google.de/maps/place/Niddata...897!4d8.8136246