US-Flotte im Schwarzen Meer
Welchen Zweck hat es, dass ein Landungsschiff der 6. US-Flotte ins Schwarze Meer eingelaufen ist? Wollen die Amerikaner unweit der russischen Küste nur die Muskeln spielen lassen? Sollte das gefährliche Treiben mehr sein als nur Flagge-Zeigen, dann haben die russischen Streitkräfte vorgesorgt, schreibt das Portal „Swobodnaja pressa“.
Eigentlich ist die USS Fort McHenry nur mit Defensivwaffen bestückt: MGs, Bordkanonen, kleinere Flugabwehrsysteme. Das Landungsschiff, das die 6. US-Flotte kürzlich ins Schwarze Meer entsandt hat, hat de-facto keine Angriffsfähigkeiten, schreibt das Portal. Bei der Mission gehe es denn auch darum, „das Völkerrecht hochzuhalten“, erklärte kürzlich der Sprecher der 6. Flotte, Kyle Raines, im Pentagon-Blatt „The Stars and Stripes”.
“Wir sind regelmäßig gemäß dem Völkerrecht und dem Vertrag von Montreux im Schwarzen Meer aktiv – und werden es auch weiterhin sein“, sagte er. „Wir rufen außerdem die Ukraine und Russland dazu auf, eine diplomatische Lösung ihres Streits zu suchen.“
Potentiell aber ist die 6. Flotte der US Navy eine gewaltige Kraft, schreibt „Swobodnaja pressa“. Im Falle einer Eskalation könnten zwei Flugzeugträger mit rund 190 Flugzeugen plus zwölf Begleitschiffe wie Kreuzer und Zerstörer mobilisiert werden.
Rein technisch wäre es kein Problem, die 6. Flotte ins Schwarze Meer zu verlegen, so das Portal. Der Tiefgang und die Höhe der beladenen Flugzeugträger ermöglichen es den Schiffen ohne weiteres, die Dardanellen und den Bosporus zu passieren.
Aber was würde die US-Flotte dann im Schwarzen Meer erwarten? Michael Petersen, Chefexperte für die russische Marine am Naval War College, schreibt laut dem Portal jedenfalls, das Kräfteverhältnis im Schwarzem Meer verschiebe sich zugunsten Russlands – wegen der „zunehmenden Synergie zwischen den see- und den küstengestützten Abwehrfähigkeiten“.
Russische Flug- und Schiffsabwehrsysteme – S-400 und Bastion-P – seien eine „mächtige Kraft“, zumal Russland in den zurückliegenden vier Jahren massive Fortschritte bei der Radartechnik gemacht habe, schreibt Petersen laut dem Portal in seinem jüngsten Bericht über die Möglichkeiten der russischen Streitkräfte im Schwarzen Meer: „Die russischen Überhorizontsensoren sind in der Lage, praktisch das ganze Schwarze Meer zu erfassen.“
Laut dem Portal scannt aber noch ein Radarsystem das komplette Schwarze Meer: „Monolit-B“ heißt die Anlage mit einer Reichweite von bis zu 450 Kilometern. Das Radar liefert Lagebilder in Echtzeit an das russische Militär. Diese Informationen sind genau das, was benötigt wird, um die Seezielflugkörper „Oniks“ ins Ziel zu führen, schreibt das Portal. Die Radarsysteme sind überdies hochmobil und können deshalb potentiellen Gegenschlägen ausweichen.
Eine besondere Gefahr für einen potenziellen Eindringling stellen laut dem Portal die russischen Kampfjets dar, die auf der Halbinsel Krim stationiert sind. Die Abfangjäger Su-30 und MiG-31 seien allen Nato-Flugzeugen überlegen – einschließlich der F-18-Jets, die auch auf den Flugzeugträgern der 6. Flotte ihren Dienst versehen würden.
Nur die F-22 stellt laut dem Portal eine Ausnahme dar (einige sind in der Türkei stationiert). Doch kann deren Vorsprung von der russischen Su-35 angefochten werden, so „Swobodnaja pressa“.
Das sind laut dem Portal wohl die Gründe dafür, dass Michael Petersen im Interview mit „Stars and Stripes“ betont: „Die Ukraine ist kein Nato-Mitglied, weshalb Nato-Länder nicht verpflichtet sind, sie zu verteidigen.“
Die Mission der USS Fort McHenry kann indes eine andere sein. Wie zuvor berichtet wurde, befanden sich rund 500 US-Marines an Bord des Landungsschiffs als es den rumänischen Hafen Constanta anlief. Denkbar, dass es sich um die heimliche Verlegung von Spezialkräften in die Ukraine handelt, schreibt „Swobodnaja pressa“.